Ben Kalmen ist kein sympathischer Mensch. Der ehemalige „Gebrauchtwagen-König“ von New York betrügt seine Lebensgefährtin, hat sein Unternehmen mit Betrügereien um die Existenz und sich selber fast in den Knast gebracht, und ist sich auch nicht zu schade, sein Glück bei 19-jährigen Mädchen zu versuchen. Zum Glück wird Ben von Michael Douglas gespielt, der diese Figur mit seiner Präsenz und den leuchtenden Augen nicht wie einen schmierigen Verlierer wirken lässt, sondern (ähnlich wie in „Wonder Boys“) eher wie ein zu großes Kind, dass einfach nicht auf seine Eltern hören mag.
Zu Beginn des Films ist Ben bemüht, wieder Fuß zu fassen in der Geschäftswelt. Doch ein Autoverkäufer mit ramponiertem Ruf hat keine sonderlich gute Ausgangsbasis dafür. Seine reiche Lebensgefährtin Jordan (Mary-Louise „Weeds“ Parker) bittet ihn, mit ihrer schönen Tochter Allyson einen Wochenendbesuch in einem prestigeträchtigen Ivy-League-Collage zu machen – immerhin kennt Ben den Dekan persönlich und hat selbst dort studiert. Kaum dort angekommen fängt Ben eine Schlägerei an, macht sich an College-Mädels ran und erteilt dem Studenten Daniel (Jesse Eisenberg) große Ratschläge fürs Leben. Das Ganze endet mehr oder weniger in einer Katastrophe.
Zurück in New York läuft es nicht viel besser, Stück für Stück löst sich Bens Leben vor seinen Augen in Luft auf. Sein letzter Zufluchtsort ist bald das rustikale Lokal eines ehemaligen Studienfreundes (Danny DeVito), doch auch dort ist noch nicht Endstation. Dass „Solitary Man“ die Geschichte einer Läuterung erzählt ist nach wenigen Minuten bereits klar. Wie er das jedoch tut ist durchaus sehenswert, denn die bekannten Abkürzungen zu einem Happy-End lässt der Film links liegen und geht seinen eigenen Weg.
Es ist vor allem Michael Douglas zu verdanken, dass man sich auf Ben und seine in Trümmern liegende Welt als Zuschauer gerne einlässt. Sein Spiel hat Energie und Intensität, seine fast ansteckende Rastlosigkeit lässt den Film vergehen wie im Flug. Die Nebenfiguren sind ebenfalls stimmig entwickelt, auch wenn sie (natürlich) nicht dieselbe Tiefe haben. Susan Sarandon spielt einmal mehr eine lebensfrohe Frau im reiferen Alter (Bens Ex-Frau in diesem Falle), deren Blick auf ihren einstigen Gatten eine entscheidende Rolle zukommt. Das Schauspieler-Ensemble ist insgesamt glänzend aufgelegt, ohne es mit der Spiel-Laune gleich zu übertreiben.
„Solitary Man“ variiert zwar letztlich „nur“ bekannte Versatzstücke, schafft es aber die Glaubwürdigkeit zu wahren und punktet mit guten Dialogen und einigen außergewöhnlichen Szenen. Auf dem schmalen Grad zwischen Comedy und Drama wandelt der Film von Brian Koppelman und Daniel Levien („Kockaround Guys“) sehr stilsicher und ohne gröbere Fehltritte. Ein paar lakonische Weisheiten fürs Leben sind bei dem Stoff unvermeidlich, eine Überdosis gibt es davon aber zum Glück nicht.
4/5
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