Nach Ben Afflecks guter erster Regiearbeit „Gone, Baby, Gone“ waren die Erwartungen an „The Town“ schon recht hoch. Wieder in Boston spielend, wieder basierend auf einem Roman (Chuck Hogans „Prince of Thieves“) versammelt der Film ein hochkarätiges Schauspieler-Ensemble. Affleck selbst und Jeremy Renner („The Hurt Locker“) sind als Bankräuber dabei, Jon Hamm („Mad Men“) ist ihnen als FBI-Agent auf den Fersen, Rebecca Hall („Vicky Cristina Barcelona“) und Blake Lively („Gossip Girl“) vertreten die holde Weiblichkeit, Chris Cooper und Pete Postlethwaithe spielen alternde Gangstergrößen dies- und jenseits der Knastmauern.
Es geht gleich mit einem Banküberfall los, bei der die Bande um Doug (Affleck) und Jim (Renner) zur Sicherheit auf der Flucht eine Geisel nimmt. Als sie wider erwarten problemlos entkommen können lassen sie die Bankangestellte Claire (Hall) wieder laufen. Während sie schon den nächsten Coup planen wollen sie sicher gehen, dass ihre Geisel dem FBI keine entscheidenden Tipps geben konnte – Start für eine etwas problematische Romanze zwischen Doug und der nichtsahnenden Claire.
„The Town“ spielt zumeist in Charlestown, einem Stadtteil im nördlichen Boston, in dem überwiegend Nachfahren irischer Einwanderer wohnen, und der – wie der Film zu Beginn einblendet – eine extrem hohe Zahl von Bankräubern hervorbringt. Doug, Jim und auch dessen Schwester Krista (Lively) sind in dem kriminellen Milieu groß geworden, doch zumindest Doug möchte diesem Umfeld auf Dauer entkommen. Doch wie das (im Kino) eben so ist, gestaltet sich das nicht ganz so leicht. FBI-Mann Frawley (Hamm) ist hinter ihm her, und der alte Obergangster der Nachbarschaft (Postlethwaite) hat auch andere Pläne mit ihm…
Getragen wird „The Town“ in erster Linie von den guten Darstellern, insbesondere Jeremy Renner, aber auch Jon Hamm und mit leichten Abstrichen Ben Affleck spielen äußerst überzeugend. Das spricht auch für das Drehbuch bzw. der Romanvorlage, die diese Figuren entwickelt haben. Weitere Pluspunkte sammelt der Film mit den hervorragenden Action- und Ballerszenen, die spannend und sorgfältig inszeniert sind. Sie sind nicht Selbstzweck der Unterhaltung wegen, sondern essentiell für den Verlauf der Story. Unterstützt werden sie vom durchweg starken Soundtrack, der sich vor allem dann „einschaltet“, wenn die Luft brennt.
Auch bei den Dialogen gibt es wenig zu meckern, die besten davon spricht Jon Hamm als FBI-Agent (Beispiel: „.. and we can forget about 24 hour surveillance unless one of the fuckers converts to Islam …“). Holprig wird es dennoch hin und wieder, denn mit der Thriller-Handlung, der Milieustudie UND der Romanze zwischen Täter und Opfer kämpft die Story an (zu) vielen Fronten. Der Schaden ist zum Glück überschaubar, insgesamt ist es der romantische Teil der – trotz ein paar guten Ideeen – im Vergleich ein wenig abfällt.
Ich weiss, ich stehe unter dem Verdacht, Thriller immer zu gutmütig zu bewerten, aber ich mag auch hier das Genre, mit dem Tempo und der Großstadt-Thematik, den Gejagten und ihren Jägern, die nicht ohne einander können. Auch wenn das Ganze am Ende nicht die Klasse von „Heat“ hat macht „The Town“ eine Menge Spaß.
4/5
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