Wie jedes Jahr laufen in den USA zum Ende des Jahres die Filme an, in die Studios und Verleiher die größten Oscar-Hoffnungen setzen. Man will den Zeitraum zwischen Filmstart und Oscar-Verleihung im Februar 2011 klein halten, damit der Film der Academy noch frisch in Erinnerung ist. Bei uns in Deutschland sind viele dieser Filme erst im Februar oder März zu sehen, weil man dann den möglichen Oscar-Hype in die Kampagne zum Start einbringen kann und sich mehr Zuschauer erhofft.
Deshalb sind von den bisherigen Kandidaten nue wenige, wie etwa David Finchers „The Social Network„, hierzulande schon angelaufen. Der Film mit den „500 000 000 Freunden“ hat auch so sein Publikum gefunden, wenngleich er nicht eben Rekorde gebrochen hat (ca. $ 80 Mio. Einspiel in den USA, ca. 850 000 Besucher in Deutschland).
Auch „Inception“ darf auf eine Nominierung hoffen, denn der Blockbuster überzeugte nicht nur das Publikum sondern auch recht einstimmig die Kritiker. Und Roman Polankis „The Ghost Writer„, der bereits im Frühjahr lief, sollte nicht übersehen werden. Zwar wird Polanski nicht in die USA reisen können, das hat die Academy aber auch nicht daran gehindert ihn für den „Pianisten“ auszuzeichnen.
Hier nun also die Zusammenstellung der Streifen, die für die Oscars gehandelt werden, bei uns aber noch nicht zu sehen sind.
- True Grit (Trailer)
Die Coens haben einen Western gedreht, und zwar ein Remake des gleichnamigen Films von 1969. Statt John Wayne und Konsorten sind Jeff Bridges, Matt Damon und Josh Brolin dabei, der Trailer sieht auch richtig gut aus, und wenn die Coens mal keine Komödie drehen sind ihre Filme ja gerne mal Oscar-Material. Bei uns wird der erste echte Coen-Western immerhin nur wenige Wochen nach US-Start anlaufen, nämlich am 13. Januar, VOR der Oscar-Verleihung. Soweit der bisherige Plan… - The Fighter (Trailer)
Alle paar Jahre ist ein Film über einen Boxer mit in der Verlosung, dieses mal „The Fighter“, mit Mark Wahlberg und Christian Bale in den Hauptrollen. Inszeniert von „Three Kings“-Regisseur David O. Russell schildert er die – natürlich auf wahren Begebenheiten beruhende – Story von Mickey „Irish“ Ward, der in den 90er Jahren ins Profi-Boxen einstieg. Ich habe für meinen Teil irgendwie genug solcher Filme gesehen, und werde wenn überhaupt auf die DVD warten. Deutscher Kinostart bisher nicht bekannt… - Black Swan (Trailer)
Noch weniger Interesse als an Box-Filmen habe ich generell an Tanz-Filmen. „Black Swan“ spielt in der Ballett-Szene, kann aber immerhin mit Darren Aronofsky als Regisseur und Natalie Portman als Hauptdarstellerin punkten. Ob das reicht um mich zum Gang ins Kino zu motivieren kann ich so aus dem Stehgreif nicht beantworten. Bis zum 20. Januar ist noch Zeit zum hin und her überlegen… - The King’s Speech (Trailer)
Der britische König Georg VI. steht im Mittelpunkt dieses schwer Oscar-verdächtigen Historiendramas. Colin Firth spielt den König, der unerwartet auf dem Thron landet (weil sein älterer Bruder eine Bürgerliche heiratet) und feststellen muss, dass sein Sprachfehler bei der Amtsführung eher hinderlich ist. Weil aber ein Weltkrieg um die Ecke guckt (der Zweite) arbeitet er an seinen Redekünsten, bis er das Volk begeistern kann. Oder so ähnlich. Wie gesagt, das klingt schwer nach Oscar-Alarm, ein Monarch, eine Behinderung, ein Weltkrieg, das Wohl der Menschheit, alles drin. Deutscher Kinostart ist noch unbekannt, ich habe es ehrlich gesagt auch nicht so eilig mit dem Streifen. - 127 Hours (Trailer)
Anno 2009 hat Regisseur Danny Boyle mit „Slumdog Millionaire“ mächtig abgeräumt, daher ist sein nächster Film quasi automatisch ein Kandidat. In „127 hours“ geht James Franco als Bergsteiger in einem Canyon verschütt und muss ums Überleben kämpfen. Dabei lässt er sein bisheriges Leben Revue passieren, der Film wird also reich an Rückblenden sein. Der Trailer sieht nicht schlecht aus, ob das Ganze tatsächlich einen spannenden Film ergibt kann Ende Februar in den hiesigen Kinos erkundet werden. - Blue Valentine (Trailer)
Auf dem Sundance-Festival hat das Spielfilm-Debut von Derek Cianfrance zwar keinen Preis gewonnen, aber wohl doch für Aufsehen gesorgt. Ryan Gosling und Michelle Williams spielen ein junges Paar, das auf und ab ihrer Beziehung ist Thema des Films. Gestraft mit einem „NC 17“-Rating (wohl wegen einer zu realistischen Sex/Gewalt-Szene) wird der Film nicht unbedingt viel Geld einspielen, könnte aber als Darling der Kritiker und Independent-Freunde einen Platz auf dem von 5 auf 10 Nominierungen gewachsenen Zettel mit den Kandidaten für den besten Film finden… - Hereafter (Trailer)
Clint Eastwoods Filme gehen bei den Oscars selten leer aus, „Gran Torino“ und „Invictus“ waren da zuletzt eher die Ausnahmen als die Regel. In seinem aktuellen Drama, das in den USA schon angelaufen ist, geht es um Thema Sterblichkeit und Berührungen mit den Tod/Jenseits. Matt Damon spielt die Hauptrolle, an seiner Seite dabei ist unter anderem Cecil De France. Klingt nicht unbedingt nach einem ‚Must-see‘, gespannt bin ich trotzdem, wie sich der alte Haudegen in diesem Metier so schlägt. Bei uns ab Ende Januar im Kino. - Biutiful (Trailer)
Alejandro Gonzales Innaritu hat sich mit „Amores Perros“, „21 Grams“ und „Babel“ einen Namen in Hollywood und der restlichen Filmwelt gemacht. In seinem neuen Film irrt Javier Bardem als an Krebs erkrankter Vater durch Barcelona, verzweifelt bemüht seinen Kinder eine Perspektive zu hinterlassen. Der Jury in Cannes war das einen Darsteller-Preis wert, und ich denke das könnte ein sehenswerter Film werden. Zumal Inarritu zum ersten Mal in Europa gedreht hat…