Filme aus Australien gucke ich nur wenige. Nicht, weil ich eine geringe Meinung vom Kino aus Down Under hätte, es kommt aber nicht so sehr viel hier im Kino oder auf DVD an. „Red Hill“ ist eine Ausnahme, wie ich aus vertraulicher Quelle weiss, hat es um den Film auf dem EuropeanFilmMarket 2010 ein kleines Wettbieten gegeben. Kinowelt hat offenbar das Rennen gemacht und den Film nun auf DVD in die Videotheken gebracht.
Polizist Shane Cooper ist mit seiner schwangeren Frau ins abgelegene Nest Red Hill gezogen und hat dort seinen ersten Arbeitstag. Ein freundlicher Empfang wird ihm nicht zu Teil. Die neuen Kollegen, allen voran der grantige Sheriff Old Bill, sind skeptisch, was Coopers Motive für die Versetzung von der Großstadt in ihr Kaff angeht. Doch bevor sich beide Seiten näher kommen können platzt eine üble Neuigkeit in die Einöde im australischen Hinterland. Der Aborigine Jimmy Conway ist aus dem Gefängnis ausgebrochen, und die Polizisten sind sich einig: der verurteilte Mörder kann nur Rache im Sinn haben, denn Old Bill hat ihn damals zur Strecke gebracht und böse verwundet.
Die Cops bringen sich in Stellung und versuchen dem Killer alle Wege in ihre Kleinstadt zu versperren. Cooper trifft auf seinem Posten als erster auf den Ausbrecher. Conways Gesicht ist zur Hälfte verbrannt, er redet noch weniger als Anton Chigurh aus „No Country For Old Men“ (an den die Figur deutlich angelehnt ist) und lässt einzig sein Schrotflinte sprechen. Cooper kann ihn nicht aufhalten, überlebt aber leicht verletzt und macht sich auf den Weg in die Stadt. Dort verfolgt Conway eiskalt jeden Polizisten und dezimiert langsam aber sicher deren Anzahl deutlich.
„Red Hill“ macht Anleihen beim Western, bei Thrillern und auch bei Horrorfilmen. Die Story ist effektiv und mit stimmungsvollen Bildern inszeniert. Was als simpler Rachefeldzug eines Killers beginnt wandelt sich auf dem Weg zum Showdown, die Fronten zwischen den Beteiligten verändern sich. Leider sind diese „Überraschungen“ meilenweit gegen den Wind zu riechen, weshalb der Film letztlich keine große Wucht entfalten kann. Die Schauspieler sind daran weitestgehend unschuldig und machen einen guten Job. Verantwortlich is eher das vorhersehbare Drehbuch, das seine Stärken eher in der Exposition als in der Ausführung hat.
Handwerklich weiss er durchaus zu überzeugen, auch wenn der nicht ganz das Niveau der klassenbesten Neo-Western der letzten Jahre („The Proposition“, „The Three Burials of Melquiades Estrada“) erreicht. Die Story ist solide entwickelt und durchaus spannend, die Wendungen trotz (oder wegen?) ihrer Offensichtlichkeit nicht unglaubwürdig. Den Einbau eines in Australien eigentlich nicht vorkommenden Raubtieres – ein Verweis auf die mythischen Kräfte der Aborigines – hätte man sich sparen können, aber unter dem Strich ist ein guter Low-Budget-Film herausgekommen, der völlig verdient den Sprung auf den DVD-Markt geschafft hat.
4/5
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