Schauspieler Ryan Gosling spielt mit Vorliebe schwierige Charaktere, etwa im starken Drama „Half Nelson“ oder in „Lars and the Real Girl“. Schwierig ist auch David Marks, Erbe eines Immobilien-Imperiums in New York, den er in „All Good Things“ spielt. Von seinem Vater Sanford (Frank Langella, „Frost/Nixon“) wird er dazu gedrängt, in das Familiengeschäft einzusteigen, obwohl er eigentlich – gemeinsam mit seiner Freundin und bald Frau Katie (Kirsten Dunst) – andere Pläne hat.
Eine Weile genießt das junge Paar die Zeit in New York, die beiden haben eine Menge Geld, ein schickes Apartment und ein Sommerhaus am See. Doch nachdem die Idylle bei der Familienplanung erste Risse zeigt geht es stetig bergab. David entpuppt sich als bestenfalls ’schwieriger‘, vielleicht gar psychopathischer Charakter, für Katie wird ihr Leben langsam aber sicher zur Hölle. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Situation eskaliert.
„All Good Things“ erzählt seine Geschichte in Rückblenden, die anno 1971 beginnen. In der Gegenwart ist David (mittlerweile etwa 60 Jahre alt) vor Gericht geladen, dem Zuschauer wird aber lange vorenthalten, ob er als Zeuge oder Angeklagter aussagt – und welches Verbrechen eigentlich verhandelt wird. Näher auf die Story einzugehen ist unmöglich, ohne entscheidende Informationen preiszugeben, daher nur soviel: der Film wandelt sich langsam vom Drama zum Thriller, in dem über drei Jahrzehnte eben so viele Morde geschehen.
Das Ganze basiert auf einem wahren Fall, dem von Robert Durst. „All Good Things“ ist im durchaus positiven Sinn ein interessanter Film geworden, der jedoch weder als Drama noch als Thriller so richtig funktioniert. Vielleicht liegt es daran, dass sich Regisseur und Autor keine großen künstlerischen Freiheiten rausnehmen und die Story ziemlich genau so erzählen, wie sie passiert ist (soweit man das überhaupt mit Sicherheit sagen kann). Dramaturgisch stimmt die Gewichtung und das Timing irgendwie nicht, einige wichtige Figuren kommen insgesamt zu kurz. Die Jahre 1971 bis 1982 bekommen die meiste Aufmerksamkeit, danach kommt ein davon seltsam entrückter Schluss-Akt.
Ein großes Plus des Films sind die Hauptdarsteller, die ihre Figuren sehr überzeugend auf die Leinwand bringen. Ryan Gosling gelingt ein starkes Portrait eines gestörten Menschen, den der Film nie in die üblichen Schubladen zu stecken versucht. Langella hat leichtes Spiel als übermächtiger und strenger Vater, Kirsten Dunst vermittelt überzeugend das wachsende Unbehagen von Katie, ihre Lebenslust, die Rückschläge und ultimativ den totalen Kontrollverlust. Auch das Produktionsdesign macht Freude, die Bilder von New York in den 70ern sind ebenso überzeugend wie die Garderobe der Zeit. Unter dem Strich ist „All Good Things“ eine Empfehlung – aber nur für Freunde von Psychothrillern.
3/5