Der aus Ägypten stammende Regisseur Atom Egoyan ist Spezialist für feine Dramen, wie er u. a. in „The Sweet Hereafter“ und „Where the Truth Lies“ unter Beweis stellte. Sein neuester Film ist ein Remake des französischen Films „Natalie“ von 2003, in dem Fanny Ardant, Emmanuelle Beart und Gerard Depardieu die Hauptrollen spielten. „Chloe“ verlegt die Handlung von Paris nach Toronto und bietet in den entsprechenden Rollen Julianne Moore, Amanda Seyfried und Liam Neeson auf.
Die Handlung kreist und das wohlhabende Ehepaar Stewart; David (Neeson) ist ein charmanter Professor, der häufig beruflich in New York weilt, Catherine (Moore) ist Gynäkologin. Zu Beginn des Films – sie hat gerade für ihren Mann eine Überraschungsparty organisiert, zu der er nicht erscheint – keimt in Catherine der Verdacht auf, ihr Mann könnte sie betrügen. Sie beschließt, ihn auf die Probe zu stellen und heuert das junge Callgirl Chloe (Seyfried) an, ihn zu verführen. Chloe tut eben dies und erstattet ihrer Auftraggeberin lustvoll-detaillierte Berichte ihrer Treffen mit David.
Die kunstvoll inszenierte Dreiecksgeschichte entwickelt sich dabei schrittweise in eine ungewohnte Richtung. „Chloe“ seziert die Wohlstands-Ehe seiner Hauptfiguren, setzt sich mit ihren Wünschen, Hoffnungen und Ängsten auseinander. Callgirl Chloe wird dabei als Außenstehende zum Katalysator der Handlung, wobei sich die Machtverhältnisse überraschend verschieben. Dank der guten Schauspieler ist der Film durchweg spannend, auch wenn er am Ende etwas über das Ziel hinaus schiesst.
Während Neeson als David in der Story über weite Strecken als passives Objekt der Begierde auftritt entwickelt sich zwischen den zwei Frauen eine komplizierte Beziehung. Julianne Moore und Amanda Seyfried glänzen darin, den langsamen Wandel ihres Verhältnisses glaubwürdig zu machen. Die sorgfältige Konstruktion des Szenarios erlaubt es Egoyan die Figuren fortlaufend zu hinterfragen, was die Geschichte interessant und lebendig macht. In den letzten Minuten wandelt sich „Chloe“ dann vom Drama zum Psycho-Thriller. Das führt die Handlung konsequent zu Ende, kann aber nicht so überzeugen wie der Rest des Films.
4/5
4/5 ist schon ordentlich für solch einen film!
bei mir hat der film gerade so noch eine 6/10 (3/5) bekommen.
kritik an deiner „neuen“ skala – die filme kommen seid der einführung allgemein ein bisschen zu gut weg. ich mag die 10 punkte skala weiterhin lieber, da differenzierter!
film und skala sind natürlich „geschmackssache“ …