Schauspieler John C. Reilly verkörpert keine charmanten Heldentypen, er ist eher abonniert auf Charakterköpfe. In der zweiten Garde der Hollywoodschauspieler ist er ein gut beschäftigter Mann, spielte Nebenrollen in „Gangs of New York“ oder „The Perfect Storm“ und auchmal eine Hauptrolle wie an der Seite von Will Ferrell in „Step Brothers“. In „Cyrus“ spielt Reilly nun tatsächlich mal den romantischen ‚Helden‘ – doch es ist keine gewöhnliche romantische Komödie, die sich hier abspielt.
John (Reilly) lebt als Cutter in L.A., er hat schon bessere Tage gesehen. Seine Ex-Frau Jamie (Catherine Keener), die bald neu heiraten will versucht den einsamen John ein wenig aufzubauen und schleppt ihn auf eine Party. Doch für das „dating game“ ist ihr Ex einfach nicht gemacht und scheitert – quasi mit Ansage – spektakulär. Irgendwann ist er betrunken genug um zu tanzen, und tatsächlich feiert jemand mit ihm – die hübsche Molly (Marisa Tomei).
John kann sein Glück kaum fassen, kommt aber bald dahinter, welchen Haken die Sache hat. Sein Name ist Cyrus (Jonah Hill), er ist 22, besitzergreifend, psychisch labil, von Beruf Sohn und wohnt immer noch zuhause. Das also ist nun Johns Aufgabe – sich mit dem Sohn gut stellen, um die Beziehung zu Molly nicht aufgeben zu müssen. Ein schier unmögliches Unterfangen, wie sich bald rausstellt.
Der Film ist als Drama mit komödiantischen Einlagen inszeniert, was die Hauptdarsteller sehr gekonnt rüberbringen. Reilly spielt John als einen richtig netten Kerl, der sich an Cyrus die Zähne ausbeisst. Jonah Hill spielt geschickt zurückhaltend das durchtriebene Riesenbaby, der sich auf die Liebe seiner wohlmeinenden Mutter verlassen kann – wenn es drauf ankommt. Der Humor ist eher einer des „trotzdem lachen müssen“, die Figuren werden ihm nicht geopfert. Man schlägt nur hin und wieder die Hände vor den Kopf ob der sich darbietenden Farce.
Psychologisch ist „Cyrus“ meist stimmig, nur wenige Stellen lassen auf gezielte Sollbruchstellen im Drehbuch schließen. Der Film nähert sich seiner Titelfigur langsam und aus der Distanz – die Figur zum Mitfühlen ist eindeutig John. Erst später bekommt man auch bei Cyrus Einblick hinter die geistigen Kulissen – leider sind diese Szenen am Ende nicht gerade die Stärke des Films, sie werden der aufgebauten Stimmung und Spannung nur bedingt gerecht. Tatsächlich scheint der Film etwas unfertig, was aber durchaus auch beabsichtigt sein könnte. Trotz ein paar starker Szenen kein ganz großes Drama, aber schon wegen der recht ungewöhnlichen Konstellation der Figuren (und ihrer Besetzung) einen Blick wert.
3/5