Casino Jack (DVD Import)

Aufmerksame Zeitungleser werden vom Fall Jack Abramoff gelesen haben. Anno 2006 wurde der US-Lobbyist zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, weil seine „Geschäftspraktiken“ größtenteils schlichtweg Betrügereien waren. In „Casino Jack“ spielt Kevin Spacey diesen Mann, und es ist ein großartiger Auftritt. Aus dem Off lässt Spacey/Abramoff das Publikum wissen, wie das Spiel mit Washingtons Mächtigen gespielt wird, und zunächst läuft auch alles wie geschmiert.

Gegen Bezahlung oder gegenseitige Gefallen hilft man sich aus, Abramoff verdient gutes Geld bei seiner Agentur – aber nicht genug, wie er bald entscheidet. Ein Deal mit einem Indianer-Stamm, der ein Casino führt und politische Unterstützung erbittet wird langsam aber sicher zu einer (äußerst lukrativen) Farce. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Michael Scanlon (Barry Pepper) versucht sich Abramoff noch auf vielen anderen Gebieten. Bis zum Ende haben sie das Gefühl, alles im Griff zu haben, aber da ermitteln längst die Behörden, die Mafia ist involviert und das Ende absehbar.

Was die Story – neben der vielen Mauscheleien und Seitenhiebe auf den Politikbetrieb – am Leben hält ist die Hauptfigur. Denn Spacey spielt Abramoff nicht wie die Verkörperung des bösen Kapitalismus, sondern eher als einen kleinen Jungen mit immer größer werdenden Spielzeugen, die ihm über den Kopf wachsen. Das macht ihn nicht sonderlich sympathisch, aber interessant. Denn die Selbstrechtfertigung seines schamlosen Verhaltens ist zentraler Bestandteil des Films.

Der Ton des Films ist recht humorvoll, das Geschehen entfaltet sich als pointenreiches Lehrstück mit einigen ernsteren Momenten. Ins Detail geht „Casino Jack“ eher was das Private angeht, als in Punkto politische Tricksereien. Die werden zwar aufgeführt, doch ohne größere Aufklärarbeit zu leisten. Das ist irgendwie schade, hätte aber wohl den Rahmen gesprengt und nicht so recht ins unterhaltsame Grundprinzip reingepasst.

4/5