Howl – Das Geheul

Film-Biographien sind nicht eben mein Lieblings-Genre, doch mit „Howl“ habe ich glatt mal wieder eine gesehen, die Spaß gemacht hat. Das hat mehrere Gründe, nicht zuletzt den, dass ich von Allen Ginsberg – dem US-Literaten um den es geht – kein genaues Bild im Kopf hatte, was der Filmfigur im Wege stehen könnte. Ginsberg, soviel war mir vorher bekannt, ist ein wichtiger Dichter der ‚Beat-Generation‘ der späten Fünfziger Jahre. Wer mal was von William S. Burroughs oder Jack Kerouac gelesen hat, der ist mit dieser Ära ein wenig vertraut.

„Howl“ beschätfigt sich in erster Linie mit Ginsbergs frühen Jahren in New York. Anno 1955 schrieb er „Howl“, einen Gedichtband, dem wegen des Vorwurfs der Obszönität der Prozess gemacht wurde. Der Film enthält mehrere Erzählebenen, die sich immer wieder abwechseln und ergänzen. Der Rahmen wird dabei von einem Interview mit Ginsberg gebildet, dazwischen wird die Gerichtsverhandlung nachgezeichnet, die frühen Jahre des Dichters und die Entstehung von „Howl“ werden gezeigt, außerdem eine Lesung des Autors und immer wieder Animationen, die die Lyrik in eine düstere Zeichentrick-Bildsprache übersetzen.

James Franco weiss in der Hauptrolle zu überzeugen, er bringt Ginsberg als interessanten und glaubwürdigen Charakter auf die Leinwand. Auch die übrigen Schauspieler machen nichts verkehrt, wobei die Rollen von Jon Hamm (als Anwalt von Ginsbergs Verleger), David Strathairn (als Vertreter der Staatsanwaltschaft) und den anderen bekannten Namen (Mary Louise Parker, Jeff Daniels) nicht sehr vielschichtig angelegt sind.

„Howl“ ist ein Pladoyer für eine freiheitliche Lebensweise und eine freie Gesellschaft. Seine Themen vermittelt er treffend und direkt, ohne allzu aufklärerisch daher zu kommen. Wer sich für die Geschichte und Kunst der USA oder Lyrik im Allgemeinen interessiert, der sollte ruhig zugreifen und wird nicht enttäuscht werden – auch wenn der Film den deutlichen Worten des Poeten Ginsberg keine annähernd so deutlichen Bilder spendiert. Ein Publikum jenseits dieser (recht schmalen) Zielgruppe wird „Howl“ hierzulande sicher nicht finden.

4/5