Angesichts des wie üblich von Sequels, Prequels und Remakes geprägten Filmsommers habe ich mich auf „Source Code“ sehr gefreut. Auch weil Duncan Jones („Moon„) Regie führte und unter anderem Franz Everschor den Film in seiner Kolumne für den Filmdienst lobend erwähnte. Eine erstmals erzählte Story verspricht mehr Spannung als der x-te Aufguss von „Fluch der Karibik“ oder den demnächst wiederkehrenden „Men in Black“. Trotzdem hoffe ich, dass „Source Code“ nicht schon den Höhepunkt der diesjährigen Sommerkino-Spektakel darstellt.
Wobei es nicht fair ist, den Film als Spektakel zu bezeichnen, zumindest nicht im Vergleich zu um die $ 200 Mio. teuren Produktionen wie „Transformers“. Die Story beginnt mit Jake Gyllenhaal, der in einem Vorort-Zug Richtung Downtown Chicago aufwacht und nicht so recht weiss, wie er dort gelandet ist. Er führt eine kurze Unterhaltung mit einer attraktiven Frau – die ihn als Sean Fentress zu kennen scheint – und ein paar Minuten später, ohne besondere Vorkommnisse, explodiert der Zug.
Doch Sean ist nicht tot. Er ist auch gar nicht Sean. Gyllenhaals Figur findet sich stattdessen in einer Kapsel voll von militärischem Gerät wieder, in der eine Frau (Vera Fermiga) über Videotelefon zu ihm als Captain Colter Stevens spricht. Ein paar Minuten später wacht er erneut im selben Zug auf, gegenüber derselben Frau und denselben anderen Fahrgästen.
Auf die Story genauer einzugehen würde akuten Spoiler-Alarm auslösen, deshalb lasse ich es hier sein. Der Trailer verrät genug über das Szenario, ohne die letzten Geheimnisse der Story zu lüften. „Source Code“ lässt einige cineastische Vorbilder erkennen, insbesondere „Twelve Monkeys“, außerdem eine Prise „Matrix“ und auch „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Das ganze ergibt eine recht stimmige Variation der bekannten Motive und Versatzstücke, findet aber nie zu einer eigenen, wirklich neuen Bildsprache.
Die Story bietet keinen radikal neuen Erzählansatz, was aber auch etwas viel verlangt wäre. Etwas schade ist es dennoch, dass „Source Code“ viele bekannte Sci-Fi Themen anschneidet, ohne sich so recht für ein zentrales entscheiden zu können. An den Schauspielern liegt das immerhin nicht. Gyllenhaal, Michelle Monaghan, Vera Fermiga und Jeffrey Right machen allesamt ihre Sache gut. Doch auch hier muss ein wenig gemeckert werden – das Szenario erlaubt lediglich einer, mit Abstrichen zwei Figuren ein echtes Eigenleben, die anderen Rollen sind durch das Szenario quasi vorherbestimmt und machen keine Entwicklungen durch.
So bleibt ein interessanter Film, der flott und fesselnd daher kommt, aber doch nicht restlos überzeugen kann. Ein paar gute Ideen ersetzen keine echte Vision, die „Source Code“ zu einem herausragenden Beitrag zum Genre machen könnte. Deshalb sollte man ihn keineswegs liegen lassen, man darf aber auch (mit gemäßigterer Erwartungshaltung als ich im Kino) auf die DVD warten und hat in der Zwischenzeit nicht allzuviel verpasst.
3/5