Ich mag „The Royal Tenenbaums“, keine Frage. Womit ich zur Zielgruppe von „Peep World“ gehöre, denn der schlägt in eine ganz ähnliche Kerbe. Statt in New York wohnt die hier portraitierte dysfunktionale Familie in Los Angeles, der Film folgt den vier Kindern des reichen Bauunternehmers Henry Meyerwitz (Ron Rifkin) am Tag seines traditionellen Geburtstagsdinners. Und alle vier haben einen richtig schlechten Tag.
Nesthäkchen Nathan hat in seinem Roman „Peep World“ die Familiengeschichte in Romanform niedergeschrieben. Dafür bekommt er viel Lob von Kritikern, aber auch den Zorn seiner Familie – denn er hat sich nicht viel Mühe gegeben die realen Vorbilder seiner Figuren zu verschleiern. Jack ist der vernünftige, große, stets um Harmonie bemühte Bruder, ein in seinem Beruf unglücklicher Architekt (gespielt von „Dexter“-Darsteller Michael C. Hall) mit schwangerer Frau. Cheri (Sarah Silverman) ist die als Künstlerin praktisch gescheiterte Schwester, die im Roman besonders schlecht wegkommt. Außerdem ist da noch der verschuldete und generell chaotische Joel (Rainn Wilson).
Manchmal lustig, selten schlecht, aber nie wirklich mitreißend oder charmant genug gehen die Dinge ihren Weg. Die Konstellation der Figuren ist stimmig, auch die dramatische Verdichtung (= Übertreibung) der Story ist vertretbar. Leider sind die Figuren nie so entzückend spleenig wie im „Vorbild“. Der Plot entfaltet keine Kraft, was besonders am Ende auffällt. Das liegt auch daran, dass Patriarch Henry recht simpel als egomanischer Bösewicht angelegt ist – man fragt sich, warum seine Familie überhaupt noch zum Dinner erscheint.
Figuren zu schaffen, die trotz oder gar wegen ihrer Schwächen sympathisch, interessant und witzig sind, ist keine so leichte Sache. In „Peep World“ wird offenkundig, dass die scheinbare Leichtigkeit, mit der das in den „The Royal Tenenbaums“ gelingt, in Wahrheit eine große Leistung von Drehbuch und Regie war. Hier sind ein paar nette Momente drin, auch die Hauptdarsteller sind passend besetzt – aber dauerhaft bleibt leider nichts hängen.
3/5