Ich gehe mal davon aus, dass die meisten meiner regelmäßigen Leser ohnehin nie auf die Idee gekommen wären, sich diesen Film anzugucken. Und ich kann sagen, das ist auch die einzig richtige Haltung. Ich weiss nicht, welcher noch so schmalen Zielgruppe ich „Priest“ überhaupt empfehlen könnte. Vielleicht den Fans der Graphic Novel-Vorlage von Min-Woo Hyung, aber ich könnte fast wetten, dass die auch enttäuscht wären.
Im Szenario des Films hat eine speziell ausgebildete Priester-Kaste den Kampf der Menschen gegen die Vampire gewonnen. Während die Vampire eingekerkert wurden hat die Kirche den Sieg genutzt und eine totalitäre Herrschaft des Klerus etabliert. Den Priestern hat sie quasi ihre Lizenz entzogen – die werden nicht mehr gebraucht und fristen ein ödes Dasein. Die Titelfigur „Priest“ (Paul Bettany) wird in Cathedral City von Hicks, einem Sheriff aus der Einöde außerhalb der Stadtmauern, aufgesucht. Der eröffnet ihm, dass seine Nichte von Vampiren entführt wurde.
Natürlich will „Priest“ sofort eine Rettungsmission starten, doch Monsignor Orelas (Christopher Plummer), Oberhaupt der Kirche, lässt ihn nicht ziehen. Schließlich, so seine Begründung, gebe es ja keine Vampire mehr. Als „Priest“ trotzdem mit Hicks die Stadt verlässt schickt Orelas vier weitere „Priests“ hinterher, um ihn wieder einzufangen. Man kann sich vorstellen, wie das weiter geht. Die beiden Helden ziehen durch die Wildnis, suchen Anhaltspunkte, bekämpfen Vampire, erfahren von finsteren Machenschaften, geraten in Gefangenschaft, befreien sich und schlagen zum Wohle der Menschheit zurück.
Jupp, so sieht es aus. Das ganze sieht nicht mal schlecht aus. Nur ist jede Action-Szene, jeder Dialog, jedes Monster, einfach ALLES in anderen Filmen schonmal und auch besser zu sehen gewesen. Etwa in „Book of Eli“, „Underworld“, „Blade“ und zig weiteren Streifen. „Priest“ bietet ein Sammelsurium bekannter Horror/Vampir/Fantasy/Endzeit-Versatzstücke, das einfach nur unnötig ist. Man kann vom Film sicher keine großen Sprünge erwarten, aber die völlige Abwesenheit von eigenen Ideen ist schon dreist.
Die Darsteller spulen das Programm recht leidenschaftslos ab, müssen zur Strafe aber reihenweise rammdösige Dialoge aufsagen. Dass der Film sich dann am Ende noch ganz offensichtlich für eine Fortsetzung in Stellung bringt kann ebenfalls nur als Realitätsverlust und/oder Frechheit seitens der Produzenten gewertet werden.
1/5
PS: Ich habe die 2D-Version gesehen. Wer meint in 3D wäre bestimmt alles besser: viel Erfolg!