Planet der Affen – Prevolution

Seit sich Tim Burton vor etwa 10 Jahren an einem Remake des ersten Teils versucht hat und damit jämmerlich scheiterte durfte die „Planet der Affen“-Reihe als erledigt gelten. Nun wäre aber Hollywood nicht Hollywood, wenn man nicht früher oder später die alten Klassiker (und Kassenschlager) wieder neu unters Volk bringen wollte. Tatsächlich ist das mit dem Prequel „Rise of the Planet of the Apes“ überraschend gut gelungen – vor allem deshalb weil ein echter Neuanfang gewagt wurde und eine gute Idee hinter dem Projekt steht.

Sowohl von der Story als von den Charakteren, Kostümen und Schauplätzen geht „Planet der Affen – Prevolution“ neue Wege. Im Zentrum des Films steht (zunächst) der junge Wissenschaftler Will Rodman (James Franco), der an Affen Tierversuche durchführt, um eine Medizin gegen Alzheimer zu entwickeln. Dabei hat er das Wohl der Menschheit ebenso auf dem Schirm wie das seines Vaters, der an Alzheimer leidet und zunehmend abbaut.

Bei den Versuchen (die aus moralischer Sicht relativ harmlos sind, weil „nur“ Medikamente verabreicht werden) kristallisiert sich bald ein Stoff heraus, der die Intelligenz der Affen durch „von selbst heilende Zellen“ steigert. Leider dreht eines der Tiere pünktlich zur großen Präsentation des Wundermittels durch und stürmt den Konferenzsaal. Die Forschung wird eingestellt, nur ein Baby-Schimpanse bleibt – in Wills Obhut – übrig.

Um hier nicht zuviel zu verraten zum weiteren Verlauf nur folgendes: Das vermeintliche Wundermittel führt zu einer Vielzahl extrem intelligenter Affen, weil die Menschen nicht in der Lage sind, die Folgen ihrer Experimente richtig einzuschätzen. Das ganze geschieht allerdings im Rahmen einer sehr ansehnlichen Story, in der sich das Affenjunge Caesar langsam aber sicher zum eigentlichen Hauptdarsteller entwickelt.

„Planet der Affen – Prevolution“ setzt anders als alle Vorgänger auf computer generated images (cgi). Das hat einen entscheidenden Vorteil: die Affen kommen nicht so B-Movie-mäßig in Kostümen und Gummimasken daher. Die Animation ist überwiegend sehr gut gelungenen, die Tricks sind auf hohem Niveau. In einigen Einstellungen (meist in Totalen) ist aber leider doch recht deutlich zu sehen, dass wir es hier mit künstlichen Kreaturen zu tun haben.

Richtig gut gelungen – und letztlich entscheidend dafür, dass der Film funktioniert – ist die ‚Figur‘ Caesar, der Andy Serkis seine Gesichtszüge leiht. Die wurden dann digital dem Affen übergestülpt, so wie das schon bei Gollum aus dem „Herren der Ringe“ und „King Kong“ gemacht wurde. Den menschlichen Darstellern (neben Franco sind das u.a. Freida Pinto als Tierärztin und Love Interest sowie  John Lithgow als Wills Vater) wird im Vergleich recht wenig abverlangt. Sie spielen solide und überzeugend, müssen aber auch ein paar recht platt geschriebene Momente mitmachen.

Nur sehr wenig im Film erinnert daran, dass es sich um ein Prequel zu einer bekannten Filmreihe handelt. Schauplatz ist keine Wildnis auf einem mysteriösen Planeten, sondern San Francisco. Die Story entwickelt sich gut aus sich selbst heraus, und nicht wenige werden sich wundern, an welcher Stelle sie zu Ende ist. Vor allem der Kniff, die Geschichte fast komplett aus der Sicht des wichtigsten Affen zu erzählen, macht „Planet der Affen – Prevolution“ zu einem der interessantesten Filme des Jahres. Er bedient sich bei vielen Motiven und Themen anderer Filme, steht dabei aber solide auf eigenen Beinen.

Frei von Schwächen ist der Film aber wahrlich auch nicht. Das Szenario um Wills Arbeitgeber, einen Pharma-Konzern ist recht platt, einige Szenen sind auch schlicht unglaubwürdig und selten auch mal unfreiwillig komisch. Als Ganzes aber geht die Rechnung auf, die spannenden, lustigen oder auch dramatischen Szenen sind überwiegend gut inszeniert und halten das Publikum immer bei Laune.

Die Schauwerte stimmen, ebenso die Dramaturgie und die angemessene Länge. Mal sehen von wie vielen der anderen Sommerblockbuster dieses Jahres (die ich fast alle verpasst habe oder plane zu verpassen) ich ähnliches behaupten kann. Dem bisher recht unbekannten Regisseur Rupert Wyatt und seinen Drehbuchautoren Amanda Silver und Rick Jaffa gebührt für diese erfolgreiche Wiederbelebung der Filmreihe ein ordentliches Lob.

4/5