Robert Redfords neuer Film ist eine kleine Geschichtsstunde über die Umstände der Ermordung von US-Präsident Abraham „Abe“ Lincoln. Kurz vor dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs 1865 wurde Lincoln – soviel dürfte bekannt sein – bei einer Theateraufführung in Washington, DC ermordet. Wenn ich das richtig sehe begann damit auch die Tradition der Attentäter mit zwei Vornamen, denn auf John Wilkes Booth (einen erfolgreichen Schauspieler) folgten einige weitere. Lee Harvey Oswald etwa, der vermeintliche Kennedy-Mörder, oder James Earl Ray (Martin Luther King) und Sirhan Bishara Sirhan (Robert Kennedy). Aber das ist ein anderes Thema.
Zurück zum Film. Eine Gruppe von mehreren Männern, soviel steht historisch außer Frage, fasste 1865 den Plan, den US-Präsidenten, den Vize-Präsidenten und den Secretary of State zu ermorden. Damit wären die drei höchsten Ämter des Landes vakant gewesen, die Attentäter (allesamt frustrierte Südstaatler) hofften damit die Union (also den siegreichen Norden) ins Chaos zu stürzen. Der Plan ging nicht auf, denn abgesehen von Lincoln überlebten die Staatsdiener den Coup. Den Verschwörern wurde der Prozess gemacht, mit ihnen auf der Anklagebank saß eine gewisse Mary Surratt (gespielt von Robin Wright). Und um die geht es in „The Conspirator“.
Surratt war die Betreiberin der Pension, in der sich die Verschwörer trafen. Zu denen gehörte auch ihr Sohn John, der aber kurz vor dem Attentat verschwand. Die Anklage warf ihr vor, an dem Plan beteiligt gewesen zu sein – oder zumindest davon gewusst zu haben. Zu ihrer Verteidigung wird der junge Anwalt Frederick Aiken (James McAvoy) bestellt, ein Kriegsveteran der Union, dem dabei zunächst gar nicht wohl ist. Es entwickelt sich ein Gerichts-Drama um Surratts Schuld, die ihres Sohnes sowie – historisch gesehen noch wichtiger – um die Frage, ob ein militärisches Tribunal für eine solche Verhandlung gegen Zivilisten legitim ist.
Mit dieser Frage schlägt Regisseur Robert Redford die Brücke in die Gegenwart, denn die Debatten um Guantanamo und die Behandlung mutmaßlicher Terroristen als „unlawful combatants“ kommt unweigerlich ins Gedächtnis. Der Film ist aber „nur“ insofern politisch, als dass er die US-Verfassung und die darin garantierte Rechtsstaatlichkeit als höchstes Gut des Staates präsentiert. „Die Lincoln Verschwörung“ nimmt sich genug Zeit, um die komplizierten politischen und juristischen Hintergründe zu erklären, wobei ein wenig Vorwissen zum Bürgerkrieg und seinen Nachwehen schon hilfreich ist.
Die Story konzentriert sich emotional gesehen auf Anwalt Aiken und seine wandelnden Ansichten über die wahre Natur des Prozesses und seiner Mandantin. Das ist dramaturgisch gut umgesetzt, allerdings etwas überraschungsarm in der Entwicklung (was aber letztlich in der Natur der Sache liegt). Für Freunde historischer Dramen (und „Matlock“) ist der Film eine Empfehlung, Die Besetzung mit Kevin Kline, Tom Wilkinson, Alexis Bledel, Danny Huston und Evan Rachel Wood überzeugt auf der ganzen Linie, die Figuren sind überzeugend, das Drehbuch bringt alle wichtigen Aspekte unter – viel mehr kann man vom Film nicht erwarten.
4/5