Langsam habe ich sie alle durch, die Comic-Adaptionen des Jahres 2011. Mit „Captain America“ kam tatsächlich noch ein recht guter Beitrag dabei rum. Der Film ist keine cineastische Offenbarung, macht aber mehr Dinge richtig als die meisten seiner Genre-Kollegen. „Captain America“ ist der letzte Marvel-Held, der dem Publikum mit einem eigenen Film vorgestellt wird, bevor im Mai nächsten Jahres in „The Avengers“ die Marvel-Superhelden die Strähle kreuzen.
Hauptdarsteller Chris Evans hat bereits Comic-Erfahrung, er war in den beiden „Fantastic Four“-Filmen als „Human Torch“ dabei. Hier jedoch ist er zunächst als extrem kleines und schmächtiges Kerlchen namens Steve Rogers zu sehen, dass sich anno 1942 bemüht von der US-Army für den Kampf gegen Nazi-Deutschland rekrutiert zu werden. Doch bei der Musterung fällt eine halbe Portion wie er natürlich durch. Da Evans eigentlich eher ein klassischer Hollywood-Adonis ist als ein gebrechlicher Gnom behilft sich der Film hier mit äußerst gelungenen Effekten.
Überhaupt weiss der Anfang zu gefallen. Rogers wird vom deutschstämmigen Arzt Erskine (gespielt von Stanley Tucci) in ein geheimes Regierungsprogramm aufgenommen, an dessen Ende er per Injektion mit Superhelden-Kräften ausgestattet wird. Aus dem kleinen Mann ist ein muskelbepackter Super-Soldat geworden, der als Geheimwaffe der Armee genutzt werden soll. Als Gegenspieler wird der durchgeknallte Nazi-Offizier Johann Schmitt (gespielt von Hugo „Agent Smith“ Weaving) in Position gebracht, der eine mysteriöse Macht für seine finsteren Zwecke nutzen will.
Worauf das alles hinausläuft dürfte recht klar sein. Allerdings ist die Story besser und abwechslungsreicher, als man das erwarten konnte. Auch die Figuren – neben Erskine etwa Rogers Freund Barnes, ein von Tommy Lee Jones gespielter Colonel und die britische Agentin Peggy Carter (Haley Atwell) – sind gut gezeichnet. Natürlich erfüllen sie in erster Linie einen Zweck für die weitere Handlung, aber danach sieht das Geschehen nur ganz selten aus. „Captain America“ punktet mit einigen richtig schönen und gar witzigen Szenen, guter Action und einem Setting, dass atmosphärisch überzeugt und – wegen des historischen Hintergrunds – ein wenig an Großtaten wie „Indiana Jones“ erinnert.
Vor allem aber gehört „Captain America“ zu den interessanteren (mir bekannten) Comic-Helden. Als Anti-Held, der die Welt aus der Sicht der körperlich Schwachen erlebt hat, ist er ein Gegenentwurf zu vielen seiner Kollegen. Seine Geburt zum Superhelden ist im Vergleich zu der von zuletzt „Green Lantern“ oder „Green Hornet“ geradezu anrührend inszeniert. Wahrscheinlich hat man sich aber einfach mehr Mühe gegeben und eben nicht nur alles nach Schema F abgefilmt. Dieses Lob gebührt dann Regisseur Joe Johnston („Wolfman“) und seinem Team.
Damit eines trotzdem klar ist: der Film hat so seine Schwächen und Längen, gegen Ende auch nicht mehr viele neue Ideen. Vielleicht hat er mir auch nur deshalb gut gefallen, weil die Konkurrenz die Latte zuletzt nicht gerade hoch gelegt hat. Fakt ist, dass „Captain America“ mir mehr Spaß gemacht hat und mehr gelungene Szenen beinhaltet als jede andere (erstmalig verfilmte) Comic-Adaption der letzten Jahre, mit Ausnahme von „Watchmen“. Und das waren ja wahrlich nicht wenige Filme…
4/5