Filmkritik: „The Son of No One“

Düstere Cop-Thriller sind wahrlich keine neue Erfindung. „The Son of No One“ muss sich also an den Vorbildern messen lassen, in den letzten Jahren waren das Filme wie „Narc“, „Training Day“ oder „Street Kings“. Die Hauptrolle spielt hier Channing Tatum („Der Adler der 9. Legion“), der anno 2002 als junger Polizist namens Jonathan in das 118. Revier in Queens versetzt wird – ausgerechnet in die Gegend, in der er seine Kindheit verbrachte. Das Revier bekommt seit einiger Zeit anonyme Briefe, die auf einen Doppelmord anspielen, der sich vor 14 Jahren ereignet hat. Der Täter ist nie gefasst worden, das Thema ist vor allem Jonathans Boss Captain Mathers (Ray Liotta) ein Dorn im Auge.

Der Film zeigt die Ereignisse von damals parallel zu den Entwicklungen der Gegenwart. Dem Zuschauer wird dabei recht schnell klar, in welche Richtung das Geschehen geht – verraten werde ich das hier nicht. Die erzählerische Idee ist dabei nicht schlecht, aber „The Son of No One“ kann trotzdem nicht wirklich überzeugen. Der Film scheitert quasi an seinen eigenen Ansprüchen, mixt Melodram und Thriller – ohne aber in einer der beiden Richtungen überzeugend zu sein. Die klassischen Genre-Themen Loyalität, Verrat und verdrängte Ereignisse aus der Vergangenheit werden abgehandelt, ohne dabei einen neuen Dreh zu finden.

Der dramatische Teil leidet unter der ungenauen Figurenzeichnung, die parallelen Erzählstränge nehmen dem Ganzen ein wenig die Spannung. Zudem wirkt das Ende unglaubwürdig und aufgesetzt. Doch das alles macht den Film nicht zum totalen Reinfall. Visuell kann er durchaus überzeugen (gefilmt wurde vor Ort in Queensboro, NY), die Schauspieler sind so gut wie ihre Rollen es erlauben, neben den genannten Namen sind auch Al Pacino und Juliette Binoche dabei. Es gibt – vor allem am Anfang – auch ein paar richtig gute Szenen zu sehen. Leider findet „The Son of No One“ keinen dramaturgisch überzeugenden Weg, seine Geschichte zu erzählen – was angesichts des Potentials recht schade ist.

2/5