Filmkritik: „Die Haut in der ich wohne“

Die Haut in der ich wohneBei Filmen von Pedro Almodovar ist es ein bisschen wie mit denen von Woody Allen. Die besseren gehören meist zu den besten des Jahres, die weniger guten sind immer noch sehenswert. „Die Haut in der ich wohne“ ist leider einer der weniger guten Filme des spanischen Meisters. Nicht, dass es nicht ein paar großartige Szenen und insgesamt eine spannende Idee dahinter gäbe – aber so richtig überzeugen kann der Film nicht.

Antonio Banderas spielt den plastischen Chirurgen Robert, der in seinem abgelegenen Haus eine ganz besondere Patientin umsorgt. Vera (Elena Anaya) trägt einen Ganzkörper-Anzug und – so viel darf hier verraten werden – hat schon einige Eingriffe hinter sich. Wo sie herkommt, wer sie ist und was Robert mit ihr vorhat bleibt erstmal offen. Robert hat vor einigen Jahren bei einem Auto-Unfall seine Frau verloren und lebt seitdem nur noch für seine Arbeit. Unter anderem entwickelt er dabei eine künstliche, extrem widerstandsfähige Haut – doch seine Vorgesetzten pfeifen ihn bei diesem Projekt zurück. Wie so häufig arbeitet Almodovar auch in „Die Haut in der ich wohne“ mit verschiedenen Zeitebenen, in diesem Fall setzt nach etwa der Hälfte des Films eine Rückblende ein, die langsam, aber sicher die offenen Fragen beantwortet.

Die menschlichen Abgründe und die Beschäftigung mit Tod, Trauer und Sexualität sind typisch für den Regisseur, ebenso der mitunter sehr absurde Humor. Doch die Figuren sind weniger liebevoll und facettenreich gezeichnet, der Blick auf das Szenario ist – verglichen etwa mit „Sprich mit Ihr“ oder „Alles über meine Mutter“ – sehr klinisch. Die erzählerischen Motive sind oft ähnlich wie in früheren Filmen, aber sie entwickeln trotz gewohnt wunderbaren, stilvollen Kamera-Einstellungen nicht dieselbe dramatische Wucht.

An den Schauspielern liegt das eher weniger, Banderas und seine recht unbekannten Kollegen leisten gute Arbeit. Was dem Film fehlt ist eine Identifikationsfigur, eine reine Seele, die dem immer etwas surrealen Geschehen ein emotionales Zentrum gibt. Weil niemand so recht sympathisch ist bleibt dem Publikum nur die Rolle des interessierten, aber distanzierten Beobachters. „Die Haut in der ich wohne“ bietet einige faszinierende und sehenswerte (Überraschungs-)Momente, und eine ambivalente, beängstigende Stimmung wie sie kaum ein anderer Regisseur zu erzeugen vermag. Interessant, einfallsreich und ungewöhnlich ist der Film geworden – aber eine deutliche Spur kälter und unnahbarer als Almodovars beste Filme.

3/5