Filmkritik: Sherlock Holmes – Spiel im Schatten

Sherlock Holmes - Spiel im SchattenVor zwei Jahren erfand Regisseur Guy Ritchie die populäre Detektiv-Figur Sherlock Holmes neu – als Helden eines Actionfilms. Gespielt von Robert Downey Jr. wandelte sich die Spürnase vom brillanten, spleenigen Denker zum extravaganten Alpha-Tier mit exzellenten Nahkampf-Techniken. Die Rechnung ging auf, der Film war bei Kritik und Publikum ein Erfolg, auch wenn Puristen mit dem „neuen“ Holmes sicher so ihre Probleme hatten. Ganz ähnlich lässt sich das auch für den zweiten Teil sagen, der die Action-Schraube noch ein wenig fester anzieht und vor allem als Spektakel mit viel Klamauk überzeugt.

Holmes ist in „A Game of Shadows“ (Originaltitel) dabei herauszufinden, was der bösartige Professor James Moriarty (Jared Harris) im Schilde führt. Er verdächtigt ihn als Mastermind hinter einer Anschlagserie zu stecken, die anno 1891 Europa an den Rand eines Krieges geführt hat. Moriarty und Holmes begegnen sich dabei auf Augenhöhe, der Professor weiss, wer ihm da auf den Fersen ist, lässt sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. Stattdessen muss erstmal wieder der arme Watson (Jude Law) leiden, denn dessen Flitterwochen geraten in den eskalierenden Konflikt und sind beendet, bevor sie überhaupt angefangen haben.

Der Film beginnt in London und führt seine Figuren dann (meist mit dem Zug, zuweilen auch zu Pferde) quer durch Europa, bis zum Finale in den Schweizer Alpen. An der Seite von Holmes und Watson kämpft auch die Wahrsagerin Simsa (Noomi Rapace), deren Bruder in den finsteren Plot von Professor Moriarty verstrickt ist. Mit einer klassischen Detektivgeschichte hat das bunte Treiben nicht viel gemeinsam, „Sherlock Holmes – Spiel im Schatten“ ist eher eine rasante Actionkomödie, in der lediglich ein paar der bekannten Genre-Zutaten zu finden sind.

Anders als noch im ersten Teil ist hier die Story (und die Frage nach der Auflösung derselben) nicht mehr das bestimmende Element. Der Weg ist eindeutig das Ziel. Regisseur Guy Ritchie lebt seine Vorliebe für dynamische Prügelszenen, Zeitlupen und markige Sprüche aus, in einer Actionszene fährt er gar das komplette Arsenal einer Waffenfabrik auf – inklusive Artillerie.

Auf der einen Seite ist es schade, dass der Film im Vergleich zum Vorgänger an Atmosphäre und auch Spannung verloren hat und sich nur selten eine Denkpause gönnt. Wem schon der erste Teil zu schrill und klamaukig war, der wird an „Spiel im Schatten“ keine rechte Freude haben. Die gute Nachricht ist, dass der Film ganz hervorragend (und auch recht niveauvoll) zu unterhalten weiss. Er ist witzig, glänzt mit einfallsreichen Details und vielen guten Figuren – unter ihnen auch Stephen Fry als Sherlocks großer Bruder Mycroft Holmes.

Downey Jr. und Jude Law sind bereits ein eingespieltes Team, die ihre Chemie aus dem ersten Teil schadlos herüber gerettet haben. Nur weil man ihnen gerne zusieht kann die aberwitzige Geschichte funktionieren, die Strahlkraft ihrer Figuren hält den Laden zusammen. Jared Harris glänzt als Moriarty, wenngleich die Story aus dieser Figur sicher nicht das Maximum herausgeholt hat. Ein bisschen erinnert die Machart des Films an den jüngsten „Mission: Impossible“. Der Schwerpunkt liegt auf Bewegung, Action und dem humorvollen Spiel mit den Figuren. Wenn zwei so vergnügliche Stunden Film dabei rauskommen kann man den Machern kaum böse sein…

4/5