Nun ist auch die zweite Staffel von BBCs „Sherlock“ bereits komplett gelaufen – sind eben auch wieder nur drei Folgen gewesen. In der ersten Folge „A Scandal in Belgravia“ geht es recht wild zu, die moderne Machart der Serie wird mit vielen visuellen Spielereien und Ideen auf die Spitze getrieben. Bestimmt wird die Folge von Sherlocks Beziehung zu Irene Adler, die im Besitz pikanter Fotos von Mitgliedern der königlichen Familie ist und – in bester Moriarty-Tradition – ein perfides Spiel mit dem Detektiv zu spielen scheint. Insgesamt eine etwas zerfahrene Angelegenheit, die aber dennoch gut unterhält.
Weiter geht es mit „The Hounds of Baskerville„, einer Neu-Erzählung des Klassikers. Holmes und Watson ermitteln in einer geheimen Forschungsanlage der Regierung, in deren Nähe ein junger Mann vor gut zwanzig Jahren traumatische Erfahrungen gemacht hat. Die große Frage dabei: gibt es ein (gentechnisch gezüchtetes) Monster in Baskerville, oder gibt es keins? Tatsächlich sieht auch Holmes ein Ungeheuer und zweifelt schon an seinem Verstand. Eine – für die Verhältnisse der Serie – liebevoll-altmodische Erzählung, die vor allem mit einigen cleveren Horror-Effekten überzeugt.
In der dritten Folge „The Reichenbach Fall“ dann der große Auftritt von James Moriarty (Andrew Scott). Holmes‘ Gegenspieler, der schon am Ende der ersten Staffel auftrat, trumpft groß auf und bricht gleichzeitig in die Bank von England, ein Gefängnis und den Tower ein. Dabei klaut er nicht mal etwas, sondern lässt sich bereitwillig verhaften. Natürlich ist das nur die halbe Wahrheit und Sherlock sieht sich bald extrem in die Enge getrieben. Nur ein Geistesblitz kann ihm noch helfen – denn Moriarty bedroht nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner (wenig zahlreichen) Freunde…
Die Qualitäten der ersten Staffel sind weiterhin präsent: Benedict Cumberbatch spielt Holmes als arroganten Sonderling ohne Umgangsformen, der seinen Mitmenschen gerne verletzende (für das Publikum aber nicht unkomische) Sprüche an den Kopf knallt. Und natürlich dominieren sein messerscharfer Verstand, sein umfassendes Wissen und sein photographisches Gedächtnis das Geschehen. Martin Freeman gibt den Dr. Watson als sympathischen und treuen Sidekick, dem die Marotten von Holmes aber hin und wieder deutlich zu weit gehen. Das Ende der Staffel ist ein echter Knaller – ich bin gespannt, wie das in den kommenden Episoden aufgelöst wird.
PS: Die Schwächen der Show, namentlich die irgendwie aus dem Nichts kommenden Fälle und die nicht immer stimmige Balance zwischen Ernst und Kasperei, sind ebenfalls erhalten geblieben. Ebenso meine Ansicht, dass sie dem Vergnügen von „Sherlock“ insgesamt nichts anhaben können.
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