Filmkritik: Get the Gringo

Get the GringoMel Gibsons Karriere als A-List Filmstar in Hollywood ist seit etwa zehn Jahren vorbei, doch gänzlich aufs Altenteil hat er sich noch nicht zurückgezogen. Neben den Regiearbeiten „The Passion of the Christ“ und „Apocalypto“ spielte er in kleineren Produktionen mit, eine solche ist auch „Get the Gringo“. Der Film ist Gibson quasi auf den Leib geschrieben, was nicht verwundert – er schrieb auch am Drehbuch mit und fungierte als Produzent. Zu Beginn des Films flüchtet er als namenloser driver mit zwei Reisetaschen voller Cash vor mexikanischen und US-amerikanischen Bundespolizisten. Die Flucht scheitert, zwei korrupte Polizisten schnappen sich das Geld und werfen ihn ins berüchtigte mexikanische Gefängnis „El Pueblito“.

Dort gibt es keine Zellen, keinen Hof und auch keine klassischen Wärter, der Knast gleicht einer eigenständigen Stadt – die Insassen organisieren sich weitgehend selbst, es gilt das Recht des Stärkeren. Gibsons Figur hat genau zwei Ziele: aus dem Knast rauskommen und sich sein Geld zurück holen. Hilfreich scheint dabei die Freundschaft zu einem 9-jährigen Jungen zu sein, dem im Bezug zu Javi (Daniel Gimenez Cacho), dem Herrscher über den Knast, eine ganz spezielle Rolle zufällt. Der größte Teil von „Get the Gringo“ spielt innerhalb der Gefängnismauern, bevor sich das Geschehen gegen Ende noch einmal in eine andere Richtung entwickelt.

Der Film vertraut vor allem auf Gibsons Charme und Präsenz als Hauptdarsteller, der in fast jeder Szene des Films zu sehen ist. Mit markigen Sprüchen und schlitzohrigen Aktionen schlägt er sich in „El Pueblito“ durchs Leben, gibt mit großer Freude den alten Gangster-Haudegen. Nicht jeder Kniff der Story ist überzeugend, aber die guten Dialoge und das so simple wie effektive Setting des Films funktionieren auch dann noch sehr gut, wenn der Plot längst völlig over-the-top gegangen ist. Auch die Nebendarsteller machen ihre Sache gut, die meisten Rollen sind zwar ziemlich simpel angelegt, werden aber überzeugend ausgefüllt.

„Get the Gringo“ ist ein kleiner, dreckiger (weil äußerst brutaler) Thriller, der sich selbst nicht ganz für voll nimmt (das geht schon in den ersten Sekunden aus dem von Gibson gesprochenen Off-Kommentar hervor). Man kann den Film zurecht ziemlich überflüssig finden, einen Mehrwert außerhalb des Genres bietet er höchstens bei der Beschreibung von „El Pueblito“, denn einen solchen „offenen“ Knast hat es in Tijuana tatsächlich bis vor zehn Jahren gegeben. Doch wie der Titel schon vermuten lässt versteht sich der Film nicht als authentisches Gefängnis-Drama, sondern als Actionthriller mit hohem Unterhaltungsfaktor. Und als solcher macht er seine Sache gut. Wer Filme wie „Last Man Standing“ oder „Payback“ mochte, wird an „Get the Gringo“ seinen Spaß haben. Einen Starttermin für Deutschland gibt es noch nicht, es ist aber damit zu rechnen, dass er in den nächsten Monaten mit einer Freigabe ab 18 in den (Online-)Videotheken oder im Pay-TV auftauchen wird.

4/5

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