Filmkritik: Magic Mike

Magic MikeComedy/Drama, USA 2012

Regie: Steven Soderbergh; Darsteller: Channing Tatum, Matthew McConaughey, Alex Pettyfer, Cody Horn

Nach unzähligen Filmen über Stripperinnen, die vor allem cineastische Tiefpunkte wie „Showgirls“ oder „Striptease“ hervorbrachten, hat „Ocean’s 11“-Regisseur Steven Soderbergh sich nun mal die männlichen Kollegen vorgeknöpft. Titelheld „Magic Mike“ (C. Tatum) 30 Jahre alt, arbeitet auf dem Bau, verdient den Großteil seines Geld aber als Stripper in einem ‚Females Only‘ Nachtclub. Mike nimmt den jungen Adam (A. Pettyfer) unter seine Fittiche, der von dem Etablissement und dessen Chef (M. McConaughey als herrlich schmierige Puffmutter) nur kurz ein wenig geschockt ist. Die Bezahlung stimmt schließlich – und Adam hat ohnehin keinen Plan, was er mit seinem Leben anstellen soll. Mit Sorge betrachtet diese Entwicklung Adams ältere Schwester Brooke (C. Horn), auf die wiederum Mike bald ein Auge wirft…

„Magic Mike“ bietet (ähnlich wie die oben genannten Gruselfilme der 90er) eine Menge Tanzszenen, in denen das illustre Darsteller-Ensemble mehr als nur einmal blank zieht. Den Damen im Publikum wird das sicher besser gefallen als den Herren, doch auf für letztere ist die ewige Sixpack-Parade gut erträglich, denn Soderbergh setzt auf Humor, wo ansonsten gern Voyeurismus oder dümmliche Love Stories bemüht wird. Der Erfolg des Films hat durch die vielen Tanzeinlagen sicher nicht gelitten, aber Soderbergh hat auch abseits der Bühne einige Geschichten zu erzählen. Vom reinen Feelgood-Movie unter der Sonne Floridas entwickelt sich der Film langsam in eine etwas düstere Richtung, wobei der Übergang sehr fließend inszeniert ist.

„Magic Mike“ ist für die Welt der ‚Male Strippers‘ sicher nicht das, was Soderberghs „Traffic“ für den Drogenkonflikt in den USA und Mexiko darstellt, der Ansatz ist weniger breit und analytisch. Und doch schafft es der Regisseur, auf charmante Art und Weise eine bisher im Kino wenig präsente Szenerie salonfähig zu machen, und dabei aus seinen Darstellern äußerst überzeugende Leistungen heraus zu kitzeln. Channing Tatum konnte wie man hört auf seine realen Erfahrungen als Stripper (gesammelt vor dem Durchbruch als Schauspieler) zurückgreifen, aber auch Pettyfer, McConaughey und der Rest der Gang machen auf und neben der Bühne einen guten Job. Und sie bewahren den Stoff dabei vor vielen an den Rändern des Geschehens lauernden Peinlichkeiten.

So kommt „Magic Mike“, bei allem Humor, auch bei aller offensichtlichen Unterhaltungskunst von Drehbuch und Regie, tatsächlich ziemlich authentisch daher (ja, okay, das tägliche Training, dass die Jungs absolvieren müssen um ihre Bauchmuskeln zu pflegen, wird gar nicht gezeigt, aber noch mehr halbnackte Kerle wären auch zuviel des Guten gewesen…), zumindest aus der Sicht von jemandem wie mir, der die ‚Stripclub-für-Damen‘-Szene dieser Welt nicht aus erster Hand kennt. Man muss den Film und sein ebenso witziges wie letztlich vorhersehbares Ende nicht großartig finden, um die Qualitäten des Stoffes, das geistreiche Spiel mit den Geschlechterrollen (des Kinos) und vor allem die souveräne Umsetzung würdigen zu können.

4/5