Martial-Arts/Drama, USA/Hongkong/China 2013
Regie: Wong Kar-Wai; Darsteller: Tony Leung, Ziyi Zhang, Cung Le
In der Regel gehen fernöstliche Martial-Arts-Epen an mir vorbei, im Falle von „The Grandmaster“ habe ich eine Ausnahme gemacht. Der Film von Wong Kar-Wei („In the Mood for Love“) erzählt die Geschichte von Ip Man, einem chinesischen Kampfkünstler und späteren Lehrmeister von Bruce Lee. Die Handlung umfasst Flashbacks in seine Kindheit Jugend, seinen Aufstieg zum Erben des mächtigen Gong-Clans im Süden Chinas in den 30er Jahren, die harte Besatzungszeit durch die Japaner und schließlich sein Leben im Exil in Hongkong.
Man muss zum Glück kein Experte für das Genre sein oder besonderes Vorwissen um die Geschichte Chinas mitbringen, um die Grundzüge von „The Grandmaster“ zu verstehen. Kar-Wei hat ein schaurig-schönes Epos mit großen Gefühlen und eleganten Kämpfen inszeniert, in visuell atemberaubenden Bildern. In Off-Kommentaren und Einblendungen werden dem Zuschauer die wichtigsten Fakten präsentiert, so dass man sich ganz auf die großen Bilder und Duelle konzentrieren kann – die übrigens nicht immer mit den Fäusten ausgefochten werden. Die Darsteller bieten starke Performances mit äußerst geschmeidigen, athletischen Kampfeinlagen, zwischen Tony Leung als Ip Man und Ziyi Zhang als mutiger Tochter des Gong-Clans stimmt die Chemie wie schon in „2046“ absolut.
Man muss den Regisseur und seine Vorliebe für Zeitlupen, lange Einstellungen und die ausgeklügelte Komposition jeder einzelnen Szene schon mögen, um an „The Grandmaster“ seinen Spaß zu haben. Wobei er für die Martial-Arts-Fraktion natürlich durch die vielen wunderbar choreographierten Kämpfe ohnehin ein Muss des Jahres ist. Als relativ fachfremder Zuschauer war ich vor dem Film unsicher, ob mich die Geschichte und ihre Charaktere über gut zwei Stunden fesseln könnten. Die Antwort ist ein klares ja. Der Film zelebriert Kino mit großer Intensität und Hingabe, so dass ich trotz ein paar kleinerer Längen in der Story durchweg begeistert davor saß. Für ein historisches Epos mag er (Laien wie mir) nicht den größten Erkenntnisgewinn bieten, als Erlebnis aber ist er jedem Freund des Kinos sehr zu empfehlen.
5/5