Filmkritik: Spring Breakers

Spring BreakersDrama/Komödie, USA 2012 [Trailer]

Regie: Harmony Korine; Darsteller: Vanessa Hudgens, Selena Gomez, James Franco, Ashley Benson

Vier Studentinnen, die sich auf einem tristen College langweilen, planen zum berühmten Spring Break nach Florida zu fahren. Sie wollen mal so richtig die Sau rauslassen. Allerdings ist ihre Reisekasse nicht ausreichend gefüllt, weshalb sie bald zu drastischen Mitteln greifen, um ihr Ziel zu erreichen. Auf dem Spring Break angekommen stürzt der Film seine Hauptfiguren auf enthemmte Sex- und Drogenparties – die Mädels haben wahrlich „the time of their lives“.

Von Beginn an arbeitet Regisseur Korine mit einer Mischung aus Übertreibungen und radikalen, anklagenden Darstellungen. Wilde Schnitte, ein lauter Soundtrack und äußerst freizügige Bilder von (halb-)nackten, drogenkonsumierenden Jugendlichen stoßen das Mainstream-Publikum brachial vor den Kopf. Gerade wenn man glauben könnte, dass der Film seine vier hübschen Mädchen wieder auf den Pfad der Tugend bringen will, schaltet er noch einmal einen gewaltigen Gang hoch und entwickelt sich in eine absolut entgegen gesetzte Richtung.

Mit dem Auftritt von Drogendealer und Räuber ‚Alien‘ (völlig over-the-top gespielt von James Franco) beginnt eine noch weitaus wildere Story, die zwischen Gangster-Plattitüden, grotesken Gesangseinlagen (Britney Spears!) und „Scarface“ sowie „Bonnie & Clyde“-Versatzstücken wie im Delirium auf ein blutig-furioses Finale zusteuert.

Was man abschließend von dem ganzen Budenzauber halten soll ist keine einfache Frage. Sicher spielt der Film, zuweilen auch recht geschickt, mit unterlaufenen Erwartungen, kann als derbe Konsumkritik oder böse Satire verstanden werden. Genau so gut kann man ihn als pures Überwältigungskino einer übertriebenen Outlaw-Romantik verstehen. Die Anti-Heldinnen wiederum kann man nicht wirklich ernst nehmen, sie gewinnen kaum psychologische Konturen – während ihre kaum bekleideten Körper in offensiver HipHop-Video-Ästhetik jede zweite Einstellung dominieren. Lediglich die etwas schüchterne Faith, die nach Aliens erstem Auftritt das Weite sucht, sticht aus der Viererbande als Individuum heraus.

So oder so, die Kompromisslosigkeit des Films hat mir sehr gut gefallen. Sicher auch deshalb, weil er sich den gewohnten Konventionen der oft so entsetzlich politisch korrekten US-Komödien widersetzt. Ob das letztlich leerer Selbstzweck ist oder doch ein scharfer Blick auf unsere Zeit (und Jugendlichen), das kann ich nicht so recht beurteilen. In den USA, so habe ich gelesen, sind drei der Hauptdarstellerinnen große Teenie-Stars mit blitzsauberem Image. Mir waren sie vorher so gut wie unbekannt, vielleicht fehlte daher der sicherlich gewollte „good girls gone bad“-Effekt.

3/5