Regie: Lone Scherfig; Darsteller: Sam Claflin, Max Irons, Douglas Booth
Mir persönlich war der „Riot Club“ der Universität Oxford – oder besser gesagt dessen reale Vorlage, eine elitäre, ca. 1780 gegründete Studentenverbindung namens Bullingdon Club – vor diesem Film kein Begriff. Und ich kann auch nicht beurteilen, wie hoch der ‚Realitätsgehalt‘ der Darstellung ist. Fakt ist laut Wikipedia, dass dieser Club existiert und ihm unter anderem Premierminister Cameron und Londons Bürgermeister Johnson angehörten.
Der hochgradig elitäre Kreis nimmt zum beginnenden Semester zwei neue Mitglieder auf. Miles kommt aus reichem Hause, fühlt sich jedoch zu linken Ideen hingezogen und hat ein ‚bürgerliche‘ Freundin. Alistair wiederum ist überzeugter Konservativer und jüngerer Bruder eines legendären Präsidenten der Verbindung. Beim jährlichen Festessen geraten die jungen Snobs außer Rand und Band, der schwelende Konflikt zwischen den beiden Neuen eskaliert – eine Katastrophe ist unausweichlich.
„The Riot Club“ stellt dessen Mitglieder mehrheitlich als gefühllosen Haufen von sich selbst (und einer großen Menge Alkohol & Koks) berauschten Schnöseln dar. Der Film zeichnet ein extrem negatives und durchaus überzeugendes Bild des Nachwuchses der britischen Eliten; Wahrheitsgehalt und Aussagekraft bleiben jedoch fragwürdig.
Elemente aus „Gossip Girl“ (schicke, stinkreiche, unsichere junge Menschen, die nichts mit sich anzufangen wissen) treffen auf solche aus „Dead Poets Society“ (zweifelnde, romantische junge Männer auf der suche nach ihrem Platz in der Welt) und den vermeintlichen Nihilismus von „The Rules of Attraction“. Im Zentrum steht jedoch die Kritik an einem System, das sich seinen durch Reichtum, Herkunft und Tradition definierten Eliten unterwirft – was freilich eher behauptet als erklärt wird (jedoch angesichts oben genannten Mitglieder sicher nicht weit hergeholt ist).
Eine Stärke des Films sind die Darsteller, die fast allesamt eine Nominierung für den „Upper Class Twit of the Year“ verdient hätten, wenn das kein Monty Python-Sketch wäre. Obwohl „The Riot Club“ seine Natur als Lehrstück nicht verhehlt sind die Figuren überzeugend genug, um im Zusammenspiel mit der gelungenen Inszenierung ein intensives und zuweilen mitreißendes Drama auf die Leinwand zu bringen. Ganz gleich, ob man den Thesen (oder ‚Fakten‘) des Films wohl gesonnen ist oder nicht, wird „The Riot Club“ nur wenige Zuschauer langweilen. Zum Nachdenken regt er gleichwohl eher nicht an, dafür ist das ganze deutlich zu plakativ.
3/5