Filmkritik: Das Ewige Leben

Das Ewige Leben FilmplakatDrama/Komödie, Österreich 2015

Regie: Wolfgang Murnberger; Darsteller: Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von Waldstätten

Ich gebe es gerne zu, ich bin großer Fan von Wolf Haas’ Brenner-­Romanen und den bisherigen Leinwandadaptionen von Wolfgang Murnberger. Nach “Komm Süsser Tod”, “Silentium” und “Der Knochenmann” ist “Das Ewige Leben” der vierte Krimi, der mit Josef Hader in der Hauptrolle verfilmt wird. Und der Film braucht sich vor den starken Vorgängern nicht verstecken.

Simon Brenner ist in dieser Geschichte nicht gerade in Topform. Ohne Job, Geld und Aussichten auf Besserung kehrt er in seine alte Heimat zurück. In dem verkommenen Einfamilienhaus seiner verstorbenen Eltern und Großeltern im Grazer Stadtteil Puntigam fristet Brenner eine extrem trostlose, schon penner-artige Existenz. Kenner der Reihe ahnen es schon – es dauert nicht lange und “jetzt ist schon wieder was passiert”.

Die Reise in die Vergangenheit ist für Brenner eine in mehrfacher Hinsicht schmerzliche Angelegenheit. Ehemalige Freunde und Kollegen sind ihm entweder wenig freundlich gesinnt oder bald ein Fall für die Mordkommission. Der Ton des Films ist düster und melancholisch, nicht nur die Figuren sind von Krankheit und Zerfall gezeichnet, auch die Stadt selbst ist etwa so charmant eingefangen wie Mühlheim an der Ruhr im letzten Film von Helge Schneider.

Josef Hader zeigt eine weitere Glanzleistung in der Rolle seines Lebens. Er verkörpert Brenner nicht überzeugend, er ist Brenner. Ein rauhbeiniger, aber nicht herzloser, unverschämter, schlagfertiger, von Migräne geplagter Individualist und Skeptiker, mit einem Faible für Dosenbier. Ein sympathischer Antiheld, nach bester Tradition ein Einzelgänger mit seinem ureigenen moralischen Kompass.

Ihm zur Seite stehen mir unbekannte Schauspieler, die ebenfalls Großes leisten. Tobias Moretti spielt den Polizeichef Aschenbrenner als Machtmensch mit allzu menschlichen Makeln, Nora von Waldstätten seine junge Ehefrau, Johannes Silberschneider Brenners gutmütigen Nachbarn.

Großartige Dialoge und tiefschwarzer Humor waren immer das Fundament dieser Reihe, und dabei bleibt es natürlich. Von Brennes betrunkenener Ausfahrt auf dem Moped (ohne Helm und Nummernschild, fährt Schlangenlinien, erwidert den Polizisten trotzig “oan Warnkreuz hob i oa keins dabei”), den herrlichen Off-­Kommentaren, der humorvollen Milieuzeichnung bis zur Frittenbude “Endstation” in der letzten Einstellung – durch alles weht der lakonische und auch bissige Geist des Brenner-­Universums.

5/5