Regie: Roy Andersson; Darsteller: Holger Andersson, Nils Westblom
Ohne zu wissen was mich erwartet habe ich mir „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ angesehen. Dass ein schwedischer Low-Budget-Film eher nicht Mainstream sein würde war mir immerhin klar – nicht aber das Ausmaß der Schrägheit dieser zwischen allen Genre-Stühlen angesiedelten Produktion.
Erzählt werden viele (zum Teil lose miteinander verbundene) Episoden, in denen manchmal sehr wenig passiert (eine Tanzlehrerin begrapscht ihren Vortänzer) und manchmal sehr viel (in einer Kneipe rauscht plötzlich König Karl XII. herein, um ein Mineralwasser zu bestellen, während seine Armee im Hintergrund durch die Straße zieht). Zwei dickliche und eher schwermütige Herren mittleren Alters, die Scherzartikel verkaufen („Wir sind in der Unterhaltungsbranche.“, „Wir wollen die Leute zum Lachen bringen.“) treten in mehreren Episoden auf.
Der Humor ist durch die Bank so abseitig, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Zwar ist „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“ offensichtlich nicht im klassischen Sinne ernst gemeint (dazu sind die meisten Szenen auch viel zu abwegig), aber es lässt sich eben auch nicht so leicht sagen, was genau denn an ihnen komisch sein soll.
Zeit und Raum sind seltsam entrückt, kein Schauplatz wirkt authentisch und doch ist es weniger das Kulissenhafte der Ausstattung als die außergewöhnlich triste Stimmung und die Verschrobenheit der Figuren, die den Betrachter faszinieren.
„Faszinieren“ ist hier eher neutral gemeint. Mir hat der Film durchaus gefallen, gar Spaß gemacht, ich war auch in der richtigen Laune dazu. Angesichts seiner Sperrigkeit und der Abwesenheit einer Story sowie jeglichen Erklärungen werden viele Zuschauer eher wenig bis nichts mit dem Treiben auf der Leinwand zu tun anfangen können – und sich in der Folge sehr krass langweilen. Interessant wird es auf jeden Fall, wenn man darüber nachdenkt, was Regisseur Roy Andersson (der für solch besondere Kost unter Cineasten bekannt ist) seinem Publikum eigentlich sagen will.
4/5*
*[Eigentlich „Außer Konkurrenz“, aber er muss ja auch im Archiv auftauchen…]