Filmkritik: Youth (Ewige Jugend)

Youth FilmplakatDrama, I/F/SUI/UK 2015

Regie: Paolo Sorrentino; Darsteller: Michael Caine, Harvey Keitel, Rachel Weisz, Paul Dano

Da ich von Sorrentinos vorigem Film „La Grande Bellezza“ absolut begeistert war habe ich an „Youth“ natürlich sehr hohe Erwartungen gehabt. In seinen besten Momenten erfüllt der Film diese sogar – als Ganzes jedoch gelingt ihm das nicht.

„Youth“ spielt in einer Luxusherberge in den Schweizer Alpen. Der Komponist und Dirigent Fred (M. Caine) erholt sich hier, sein langjähriger Freund Mick (H. Keitel) arbeitet am Drehbuch für seinen letzten großen Film. Der junge Schauspieler Jimmy (Paul Dano) bereitet sich auf seine nächste Rolle vor, Freds Tochter Lena (R. Weisz) durchlebt eine Beziehungskrise. Zum Kreis der Anwesenden gehört neben dem Personal noch ein aufgeschwemmter ehemaliger Weltfußballer (wer das wohl sein soll?), und auch die frisch gekürte „Miss Universe“ macht hier Station.

In opulenten Bildern filmt Sorrentino ein entrücktes Panorama, in dessen Zentrum mit Fred und Mick zwei (ehemals) erfolgreiche alte Männer stehen. Zwischen Tagträumen, gesundheitlichen Problemen und ganz realen Konflikten verbringen sie ihre Tage in dem paradiesischen Ressort, das für den Film mehr als nur ein Schauplatz ist. Fred lehnt eine Einladung der Queen ab, seine größten Erfolge auf die Bühne zu bringen, Mick findet kein Ende für seinen Film, der sein künstlerisches Testament sein soll.

Der großartige Score und die wunderbaren Bilder sind eine große Stärke des Films (mit Ausnahme einiger weniger Traumsequenzen, in denen die – absichtlich – billigen Effekte dem Film unnötig seinen Fluss rauben). Auch die Darsteller haben mir gefallen, allen voran Michael Caine, der mit 82 Jahren zwar einerseits nur noch ’sich selbst‘ spielen muss, es dabei aber schafft interessant und glaubwürdig zu erscheinen.

„Youth“ ist zweifellos ein mächtig ambitioniertes Werk, das große Themen sowohl leidenschaftlich gefühlvoll als auch ironisch distanziert verhandelt. Es fällt angesichts der mäandernden Erzählweise schwer, einen roten Faden in der Geschichte zu entdecken, es bleibt bei Ansatzpunkten für einen Schlüssel zum Verständnis der in so vielen sorgfältig komponierten Bildern und Szenen transportierten Botschaften. Leider erlaubt sich der Film auch Fehltritte, einige Szenen überschreiten die Grenze zur Plattitüde.

Wie „La Grande Bellezza“ ist auch „Youth“ ein Fest für die Sinne, wenn auch – mindestens im ersten Anlauf – kein so überzeugender und mitreißender Film. Ich bin gespannt, ob sich beim zweiten Durchgang (den es bis Weihnachten unweigerlich geben wird) neue Perspektiven eröffnen, ob die Stärken des Films deutlicher hervortreten oder doch die Schwächen. Bis dahin gibt es:

4/5