Filmkritik: The Revenant – Der Rückkehrer

The Revenant - Der Rückkehrer FilmplakatDrama/Abenteuer, USA 2015

Regie: Alejandro González Iñárritu; Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Domhnall Gleeson

Leonardo DiCaprio will den Oscar. Dringend. Das ist eine Erkenntnis, die man aus „The Revenant“ mitnimmt, dem neuen Film des letztjährigen ‚Best Director‘ Alejandro González Iñárritu (für „Birdman“). Und tatsächlich hätte er den Preis verdient – nicht unbedingt, aber durchaus auch für diesen Film, letztlich für sein Schaffen insgesamt.

Die Story spielt in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts in den nördlichen Rocky Mountains. Hugh Glass (DiCaprio) ist gemeinsam mit seinem Sohn Teil einer Jagd-Expedition, die in der Wildnis Felle erbeuten will. Ich will hier nicht zu viel verraten, aber den meisten wird es aus dem Trailer ohnehin bekannt sein –  Glass findet sich bald darauf alleine und übel zugerichtet in der Wildnis wieder.

„The Revenant“ ist ein extremer Film in vielerlei Hinsicht. Was es an Blut und Gewalt zu sehen gibt wird vielen Zuschauern zu heftig sein (Stichwort: Anatomie eines Pferdes). Etwa die Hälfte des Films sieht man der Hauptfigur dabei zu, wie sie bei klirrender Kälte unfassbare Leiden durchmacht. Konsequent ohne jedes künstliche Licht gedreht zeigt der Film zugleich eindrucksvolle Bilder bergiger Schneelandschaften (gedreht wurde in Kanada und Argentinien).

Die Inszenierung beeindruckt, u. a. gleich am Anfang (in einer großartigen, ohne einen einzigen Schnitt ablaufenden kriegsähnlichen Szene). Die im Kern einfache Rache-Geschichte erzählt an ihren Rändern einige interessante Randnotizen. Die selten im Kino portraitierte Zeit und Umgebung sorgt für zusätzlichen Reiz. Eine zentrale ‚Action‘-Szene zeigt zudem, wie überzeugend man wohl dosierte CGI-Effekte einsetzen kann.

Doch im Vordergrund steht ein Überlebenskampf, ein Triumph des Willens, den DiCaprio absolut glaubhaft und ohne ‚Overacting‘ meistert. Ihm gegenüber schlägt sich Tom Hardy als Bösewicht ebenfalls sehr gut, besonders gefallen hat mir auch Domhnall Gleeson als Captain Henry.

An einigen Stellen wandelt „The Revenant“ angesichts der grotesken Grausamkeiten trotzdem am Rande des unfreiwilligen Humors. Es erfordert vom Publikum die Bereitschaft, sich auf diesen Trip einzulassen – man könnte sonst (etwa beim finalen Zweikampf) auch anfangen zu johlen.

4/5