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Kurzkritik: Captain Fantastic

captain-fantastic-filmplakatDrama/Comedy, USA 2016

Regie: Matt Ross; Darsteller: Viggo Mortensen, George MacKay, Frank Langella

In den Wäldern irgendwo im Nordwesten der USA lebt eine Familie, die der Zivilisation abgeschworen hat. Ben und Leslie bringen ihren sechs Kindern (die allesamt Fantasienamen tragen) das Jagen und Musizieren bei, auch Literatur, Geschichte und Naturwissenschaften stehen auf dem Plan. Dazu treibt Ben sie zu sportlichen Höchstleistungen. Doch das Leben aus dem Hippie-Bilderbuch bekommt einen Riss. Leslie ist manisch-depressiv, sie liegt seit einigen Monaten im Krankenhaus.

Aus dem Porträt einer Außenseiter-Familie wird alsbald ein Road-Movie. In einem umgebauten Schulbus machen sich Ben und die Kinder auf Richtung Süden. Das Geschehen läuft auf eine Konfrontation mit Leslies Familie hinaus, die mit dem alternativen Lebensweg so ihre Probleme hat…

Es steckt eine Menge wohltuender Zivilisationskritik in „Captain Fantastic“ und seinen Figuren. Der Film spricht damit eindeutig ein Publikum an, das seine Kritik am US-amerikanischen Mainstream-Leben teilt und punktet mit vielen treffsicheren Szenen, die der Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Doch mit zunehmender Spielzeit rückt die Kehrseite des gelebten Aussteiger-Traums, die insbesondere die Kinder zu spüren bekommen, in den Focus.

Dass der Film nicht zu einem verkopften Diskurs über die ‚richtige‘ Art zu leben wird, sondern als echtes Drama funktioniert, liegt an den durchweg großartigen Schauspielern und den glaubwürdigen Figuren. Mit viel Humor und Offenheit erzählt schafft es „Captain Fantastic“, das Publikum emotional zu packen. Die zahlreichen inneren und äußeren Konflikte, sich die im Verlaufe der Reise zuspitzen, entwickeln sich glaubwürdig und überzeugend.

Am Ende jedoch verliert Autor und Regisseur Matt Ross das richtige Gespür für Timing und Story. Dabei ist weniger ein Problem, was passiert, sondern wie es passiert und erzählt wird. Der richtige Zeitpunkt für ein stimmiges Ende wird verpasst, die Handlung etwas inkohärent. Vielleicht wurden hier auch im Schneideraum die falschen Entscheidungen getroffen…

Dass der Film auf etwas unbefriedigende Weise endet ist schade, schmälert aber nicht den Genuss der hervorragenden ersten 90 Minuten. Die Verbindung aus Entertainment und Message geht insgesamt sehr gut auf, und damit gehört „Captain Fantastic“ für mich trotz seiner Schwächen zu den besten Filmen des Jahres.

4/5