Wie üblich bei Comic-Verfilmungen steigen die Erwartungen nach einem gelungenen ersten Teil. Für die Produzenten und Regisseure keine leichte Sache, denn sie haben den meist besten Part im ersten Teil ja bereits verwurstet – die Wandlung des Menschen zum Superhelden [Ausnahme ist Supermann, da läuft der Hase andersrum]. So ist es auch bei „Iron Man“. Tony Stark IST bereits ganz offiziell der Held der Stunde, muss sich allerdings gleich zu Beginn Kritik von hoher Stelle anhören.
Der US-Senat will ihn zur Rausgabe seiner technischen Geheimnisse bringen, die seinen „Iron Man“-Anzug zum Laufen bringen. Stark weigert sich, beruft sich auf seine persönliche Freiheit und darauf, dass es sich nicht um eine Waffe handelt. Am Ende der Farce-artigen Anhörung erklärt er ohne falsches Selbstbewusstsein, er habe erfolgreich den Weltfrieden privatisiert. Doch das erweist sich als Wunschvorstellung.
„Iron Man 2“ ist storymäßig ein wenig überladen. Starks Beziehung zu Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) spielt eine Rolle, sein verstorbener Vater, auch seine schleichende (dem Superhelden-Anzug geschuldete) Krankheit, die ihn noch einmal zum feiernden Über-Narzissten werden lässt. Als Bösewichter steht ihm bald Ivan Vanko (Mickey Rourke) im Wege, der ihn – ausgestattet mit einem ganz ähnlichen Anzug und fiesen Elektro-Peitschen – mächtig vermöbelt, bevor er den Kampf doch noch verliert.
Vanko erhält Unterstützung von Starks schleimig-unsympathischem Rivalen Justin Hammer (Sam Rockwell), außerdem tritt mit Natalie Rushman (Scarlett Johansson) eine neue Assistentin auf den Plan, Starks Armee-Kumpel Rhodes (Don Cheadle) ist auch noch eine tragende Rolle zugedacht. Eine stringente, mitreißende Geschichte ergibt sich aus diesen vielen Baustellen nicht, das Drehbuch hält die Fäden aber ausreichend zusammen. Dafür haben sich die Autoren mehr auf den Dialogwitz und die Action konzentriert, und können den Vorgänger in beiden Bereichen auch durchaus toppen.
Die Effekte sind gut und nur selten zu offensichtlich am Computer entstanden. Die Inszenierung ist flott, ohne wirklich schlechte Szenen und leistet sich keine groben Schnitzer. Funktionieren tut der Film allerdings in erster Linie, weil Downey Jr. als „Iron Man“ noch genauso viel Spaß macht wie vor zwei Jahren. Seine Energie und die Mischung aus großspurigem Genie und kleinem Spielkind wirken im Vergleich zu den meisten Comic-Kollegen immer noch frisch und unbeschwert. Auch die Chemie zwischen Paltrow und Downey Jr. trägt zum beschwingten Gelingen bei.
Mit der zusätzlichen Star-Power von Samuel L. Jackson und Scarlett Johansson (die ihren Auftritt im angekündigten Super-Spektakel „The Avengers“ ankündigen) ist man dabei auf Nummer sicher gegangen, dass der Film eine Menge Geld einspielt. Mit weiteren Teilen dürfte also zu rechnen sein, wobei die Rolle des Bösewichtes (was für ein SPOILER!) neu ausgeschrieben werden muss. Wenn die Reihe den Spaß-Faktor beibehält kann es von mir aus noch ein, zwei Filme so weitergehen…
4/5
PS: Mickey Rourke hat verlauten lassen, er habe nicht mal das komplette Drehbuch gelesen. Angesichts der dünnen Backstory seiner Figur hat er auch nichts verpasst, würde ich sagen…