Seit einigen Wochen ist es raus: der britische Schauspieler Daniel Craig wird der sechste Darsteller von James Bond. Da trifft es sich ganz hervorragend, dass mit Layer Cake nun ein Film mit eben diesem recht unbekannten Herrn Craig in der Hauptrolle auf DVD erschienen ist. Schließlich ist die Bond-Reihe eine Herzensangelegenheit, und der neue 007 muss sofort näher begutachtet werden.
Wie bei gefühlten 50 Prozent aller britischen Filme der Gegenwart handelt es sich auch bei diesem Streifen um einen Film aus dem zwielichtigen Milieu kleinerer und größerer Londoner Gangster. Im Mittelpunkt steht ein namenloser Koksdealer (Craig). Er ist gut im Geschäft, lässt die Finger von seinem Zeug und plant, wie es sich gehört, aus dem Spiel auszusteigen. Sein Boss hat aber noch ein paar dringende Aufträge für ihn, und ehe er sich versieht steckt er mit seinen Freunden tief in der Scheiße. Serbische Schmuggler schlagen Alarm, die Partner beim Pillen-Deal entpuppen sich als waschechte Schwachmaten, ein davongelaufenes Mädchen muss gefunden werden, und dazu wächst der Ärger innerhalb seiner Clique.
Die Handlung in Matthew Vaughns Regiedebut verlässt niemals die bekannten Pfade. Drogendeals, Drohungen, Mord und ein unantastbarer Strippenzieher im Hintergrund, bevölkert vom üblichen Personal von mehr oder minder fähigen Unterweltlern der gehobenen Preisklasse. Der Erzählton ist recht ernst, das Tempo flott genug um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Dazu gibt es einige Überraschungsmomente und natürlich auch einen Schuss Humor. Wirklich erstaunlich ist, dass man in der Originalfassung nahezu jedes Wort versteht. Was damit zusammenhängt, dass sich hier keine Proleten mit Gossenslang die Ehre geben, sondern zumeist etwas seriösere Upper-Class Gangster. Trotzdem, inhaltlich bietet Layer Cake nur altbewährtes, mischt „Bube, Dame, König, Gras“ mit „Carlitos Way“. Was aber lässt sich über Daniel Craig sagen, abgesehen davon, dass er hier eine solide Leistung abliefert?
Er sieht nicht so gut aus wie Pierce Brosnan. Es fällt schwer zu glauben, dass er die Welt mit einem Lächeln auf seinem markanten Gesicht retten kann. Er ist blond und auch ansonsten auf den ersten Blick weniger Bond-kompatibel als viele andere Schauspieler, die für die Rolle im Gespräch waren. Immerhin ist er mit Ende Dreißig jung genug, um überzeugend den Actionhelden geben zu können. Und laut den Produzenten soll Bond Nr. 21 ja düsterer und ernsthafter werden. Nun glaube ich schon, dass die Figur des Agenten etwas genauer ausgelotet werden kann, gleichzeitig packt mich die pure Angst, sie könnten aus dem ärmsten einen steifen Musteragenten machen, der zwar lautlos töten kann, aber auf dem Weg dahin vergisst, die süße Ärztin zu vernaschen und seine aufgeblasenen Kontrahenten zu verspotten. Aber was hilft es denn, bange machen gilt nicht, und wir wollen nicht vergessen, dass der letzte Bond ein überproduziertes, seelenloses Stück Trash-Action-Kino war. Es kann als fast nur besser werden.
7/10