The Dark Knight

Einen Hype wie um diesen neuen Batman-Streifen hat es selten gegeben. In den USA hat er in nullkommanix  300 Mio. Taler eingespielt und peilt für dieses Wochenende die 500 Mio.-Grenze an – nicht einmal die „Harry Otten“ oder „Herr der Ringe“-Filme sind auch nur in die Nähe dieser Marke gekommen. Woran der Erfolg liegen könnte? Es klingt zwar nicht nett, darf aber als sicher gelten, dass der Tod Heath Ledgers, der hier als Joker dabei ist, die Neugier auf seine letzte, düster-psychopathische Rolle noch angefacht hat. Vielleicht hat auch die schwache Konkurrenz noch was dazu getan. Oder ist der Film einfach so unfassbar gut, dass ihn einfach jeder sehen will?

Letzteres würde ich ausschließen wollen, nicht weil der Film nicht gut wäre, sondern weil er nicht so sehr viel besser ist als der weit weniger erfolgreiche Vorgänger „Batman Begins“. Die nicht eben geringen Erwartungen an das von ALLEN Seiten gelobte Spektakel mögen ebenfalls nicht ganz unschuldig sein. „The Dark Knight“ beginnt stark, führt den wirklich grandios gespielten Joker ein und die Verbindung von Batman mit dem ambitionierten Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart). Auch des Helden liebste Rachel ist wieder dabei, allerdings diesmal in Gestalt von Maggie Gyllenhaal (anstelle von Frau Cruise). Einige großartige Actionszenen bieten feinstes Actionkino, auch die Story sowie die Charaktere und deren Darsteller zeigen kaum Schwächen. Michael Caine, Morgan Freeman und Christian Bale sind ja quasi schon ein eingespieltes Team, Eckhart und Ledger fügen sich sehr gut ein. Für eine Comicverfilmung ist die Geschichte äußert düster und bedeutungsschwanger geraten, bleibt aber diesseits der Grenze zur unfreiwilligen Komik, was die Dialoge angeht.

Doch leider hat „The Dark Knight“ auch eine richtige Schwäche. Nach etwa 90 oder 100 Minuten verliert der Film sein Gespür für das Timing, führt einen Nebenplot zu spät (Two-Face) und einen völlig unnötig ein (die Commissioner Gordon-Nummer). So geht gegen Ende trotz diverser Showdowns ein wenig die Luft aus, was schade ist und nicht hätte sein müssen. Zudem kommt aufgrund dieser Überlänge (von 152 Min.) auch noch eine Pause dazu. Insgesamt aber ist der Film gelungen, er vermag seinen Figuren ein Eigenleben zu verleihen, das über die Flachheiten und Klischees von etwa „Superman Returns“ weit hinaus geht. Rekorde wird er hierzulande sicher nicht brechen, aber einer der besten, womoglich der beste und niveauvollste Popcorn-Film des Jahres ist er mit Sicherheit. Und wenn die Acadamy wie von vielen gefordert Heath Ledger einen Oscar ins Grab hinterherschmeisst wäre das zwar makaber, aber auch nicht unverdient. Ledger liefert als Joker eine beeindruckende Performance ab – und würde nach uralter Hollywood-Logik trotz beträchtlicher Screentime ohnehin „nur“ als bester Nebendarsteller nominiert werden
8/10

PS: Wann immer Christian als Batman auftritt klingt seine künstlich „tiefer gelegte“ Stimme ja durchaus finster, aber auch einen Tick lächerlich. Das nur so nebenbei…