Ein interessanter Gedanke, daß in Israel die Leiche von Jesus Christus gefunden wird. Für Christen undenkbar, aber für Ungläubige und Anhänger anderer Religionen immerhin nicht ausgeschlossen. Antonio Banderas spielt in „The Body“ Pater Gutierrez, den der Vatikan ob seines unerschütterlichen Glaubens nach Jerusalem schickt, weil dort das ungewöhnliche Grab eines gekreuzigten Mannes entdeckt wurde.Ist es tatsächlich das Grab Jesu? Die israelische Archäologin Sharon und Gutierrez wollen dies herausfinden. Doch die beiden sind ein ungleiches Paar. Während Sharon schnell einen Artikel über das Grab und den Leichnam veröffentlichen will, möchte Gutierrez erst ganz sicher gehen, wer der Tote ist. Während sich die Anzeichen verdichten, das Christus selbst die Leiche in dem Grab ist, sorgt das Geschehen auch für politische Verwicklungen. Die Israelis wollen kooperieren – wenn der Vatikan sie im Kampf gegen eine Teilung Jerusalems unterstützt. Doch die Palästinenser wissen dies und versuchen ihrerseits, die Gebeine des Toten in ihren Besitz zu bringen. Gutierrez lassen diese Entwicklungen zunächst kalt, denn für ihn handelt es sich um eine Sache des Glaubens. Und den droht er über immer neue Fakten zu verlieren. Diese Idee zu verfilmen ist ein äußerst schwieriges Unterfangen.
So wundert es auch nicht, daß „The Body“ letztlich scheitert. Denn auch im Kino geht es um Glauben. Ist es glaubhaft, daß sich die Dinge so abspielen oder entwickeln könnten wie sie auf der Leinwand präsentiert werden? Das frage ich mich als Zuschauer eines Thrillers, der realistisch sein will – und hier die Antwort ist ganz klar nein. Ich glaube nicht, dass das mögliche Grab Jesu abwechselnd bewacht und nicht bewacht werden würde. Ich glaube auch nicht, daß Archäologen jene Knochen in eine Sporttasche einpacken als wären sie Feuerholz. Ich glaube nicht an die Existenz einer Archäologin, die die Evangelien auswendig kennt, aber nicht weiß, was denn für Christen so schlimm daran wäre, wenn der Leichnam Jesu Christi gefunden würde. Und auch die politischen Verwicklungen sind fadenscheinig. Böse Palästinenser entführen Kinder, ein böser Israeli erpreßt den Vatikan – ohne dass man sich dort wundert, mit wem man es überhaupt zu tun hat. Das Ganze wird zudem auf erstaunlich kleiner Flamme gekocht. Nicht der Papst oder Israels Ministerpräsident greifen ein (oder erfahren wenigstens den Sachverhalt), sondern untere Ebenen – offensichtlich wollte man niemand Wichtigen mit der Darstellung beleidigen.
Banderas spielt seine Rolle gut, ohne daß seine Rolle gut wäre. Denn Gutierrez begreift lediglich die religiösen Folgen, erahnt aber nicht mal im Ansatz die politischen – obwohl ihm ein Palästinenser diese deutlich macht. „Gott hat in der Politik nichts verloren.“ sagt der Pater zu diesem, und das an einem Ort, wo man diese Vorstellung schon ein paar Tage länger über Bord geworfen hat. Es gibt noch mehr zu kritisieren an „The Body“, aber es sei nur noch erwähnt, daß sich die Frage nach der Identität des Toten auf eine sehr voraussehbare Weise klärt. Der Film schafft es, nicht völlig lächerlich zu wirken. Viel mehr aber auch nicht.
2/5