Unangenehme Erinnerungen kommen unweigerlich auf beim Betrachten dieses Kriegsfilmes, wenn schon zu Beginn von den ‚Rules of Engagement‘ einer militärischen Rettungsaktion die Rede ist. Schließlich ist es nicht allzu lange her, dass ein Film eben jenes Namens einen neuen cineastischen Tiefpunkt im Genre des Militärthrillers setzte. Der unfassbar alberne, unstimmige und moralisch höchst fragwürdige Film mit Samuel L. Jackson und Tommy Lee Jones handelte von einer Rettungsoperation, bei der viele Zivilisten von US-Soldaten auf fremden Boden getötet werden. Auch „Tränen der Sonne“ wartet mit einem durchaus realistischem, aber frei erfundenen Szenario auf, anstelle eines Botschafters im Jemen gilt es hier für das mobile Einsatzkommando von Lt. Waters (Bruce Willis) die amerikanische Ärztin Dr. Kendricks (Monica Bellucci) aus einem Krisengebiet Nigerias zu befreien. Die Mission gestaltet sich äußerst schwierig. Denn die Ärztin weigert sich, ihre hilflosen Patienten in der Mission im Dschungel allein zu lassen, und so eskortieren Waters und seine Männer bald eine Gruppe von zwanzig Menschen – inklusive Frauen und Kindern – durch unwegbares Gebiet, in dem grausame Rebellen Angst und Schrecken verbreiten. Von nun an geht die Story einen relativ voraussehbaren Weg. Der harte Hund Waters, anfangs rein an seiner Mission interessiert, muss langsam feststellen, dass er es nicht über sein schon verloren geglaubtes Herz bringt, die hilflosen Zivilisten ihrem Schicksal zu überlassen. Stattdessen entschließt er sich, die Gruppe zur Grenze ins benachbarte Kamerun zu führen. Dramaturgisch steht Waters Beziehung zur schönen Dr. Kendricks im Mittelpunkt, zwei höchst unterschiedliche Charaktere, die sich langsam näher kommen – ohne dass am Ende geheiratet werden würde, glücklicherweise.
So wird auch die Frage nach den ‚Rules of Engagement‘ bald kurz und knapp mit dem Satz „We already are engaged“ beantwortet und die US-Soldaten bekämpfen eine Gruppe rebellischer Raubmörder, die ein Dorf plündern wollen. „Tränen der Sonne“ wäre ein langweiliger Film geworden, wenn Regisseur Antoine Fuqua die Geschichte nicht in sehr stimmungsvollen Bilder erzählen würde, die stark an Vietnamfilme wie „Platoon“ erinnern. Bruce Willis ist eine sehr gute Besetzung für Lieutenant Waters, seine Wandlung vom Söldner zum Beinahe-Idealisten ist einigermaßen überzeugend, wenn auch sehr simpel gestrickt. Monica Bellucci hat weniger zu tun, sie ist in nahezu jeder Szene eine ums Wohlergehen der Menschen um sie herum besorgte, praktische Frau, die in ihren Unterhaltungen mit Waters nur wenig Tiefe gewinnt.
Was genau eigentlich die Botschaft dieses Films sein soll, dass ist mir allerdings ein wenig schleierhaft. Ist es ein Appell an die westliche Welt – und vor allem an die USA – außenpolitisch aktiver zu werden und einige Nationen Afrikas nicht ihrem Schicksal zu überlassen? Möglich scheint das, aber andererseits ist dies nur die Geschichte einer einzigen – dazu fiktiven – Mission, und es wird nirgends angedeutet, dass die Erlebnisse den Standpunkt der USA zu ihrem eigenen Eingreifen beeinflussen würden. Hinzu kommt, dass, obwohl mit Fuqua ein Afroamerikaner auf dem Regiestuhl saß, die einheimische Bevölkerung doch recht einfallslos in „gute Menschen/Zivilisten? und „böse Menschen/Soldaten“ eingeteilt ist, da hilft auch ein spät eingeführter „rechtmäßiger“ Stammesführer nicht, der dem Volk – sehr häufig ist da von ‚my people‘ die Rede – ein gerechter Herrscher sein soll. Mit der Förderung von Demokratie hat das alles jedenfalls nichts zu tun. Es wäre nicht ganz fair, den Produzenten vorzuwerfen, sie missbräuchten das Elend vieler Afrikaner für einen actiongeladenen Unterhaltungs-Kriegsfilm, ganz von der Hand zu weisen ist dieser Vorwurf dennoch nicht.
3/5