Einsehbares Abenteuerfilmchen

SaharaIch bringe es einfach nicht fertig über einen Abenteuerfilm zu schreiben, ohne Indiana Jones wenigstens erwähnt zu haben. Die drei von Steven Spielberg inszenierten Spektakel haben ein großes Publikum begeistert und die Latte für alle kommenden Produktionen des Genres sehr hoch gelegt. Wie bereits jüngst in Jerry Bruckheimers Vermächtnis der Tempelritter sind auch in Sahara alle Indy-typischen Versatzstücke zu finden. Mit Ausnahme des historischen Hintergrundes allerdings, denn der Film von Breck Eisner spielt hier und heute. Oder genauer in Afrika und heute.

Nach einem kurzen, aufwändigen Vorspann, der die Zuschauer mit einer vergessenen Anekdote aus dem US-Bürgerkrieg vertraut macht, geht es auch gleich zur Sache. Die UNO-Ärztin Eva, gespielt von Penelope Cruz, ist einer rätselhaften Seuche auf der Spur. Deren Ursprung vermutet sie in Mali, doch der örtliche Diktator ist an einer Aufklärung nur mäßig interessiert. Ganz andere Sorgen hat Matthew McConaughey als Schatzsucher Dirk Pitt. Er hat einen Hinweis erhalten, dass irgendwo entlang des Nigers sein größter Traum auf ihn wartet. Wo genau? Natürlich in Mali, und so sind Eva, Dirk und sein Kumpel Al schon bald auf wilder Reise durch Afrika, vereint im Kampf gegen industrielle Bösewichter und korrupte Herrscher, bemüht Katastrophen zu verhindern, und wenn es eben geht natürlich einen sagenhaften Schatz zu finden.

Das klingt nicht nur bescheuert, es ist es auch. Doch das Unterhaltungskino hat seine eigenen Regeln, und da gelten Kurzweiligkeit, einfache Schauwerte und lustige Zerstreuung nicht zu unrecht mehr als tiefe Figurenzeichnung und ein logischer, am besten noch realistischer Plot. McConaughey, der schon aus dem Mainstream verschwunden schien, grinst und kalauert prächtig aufgelegt vor sich hin, das Tempo ist flott und die Action angenehm bodenständig. Die Chemie zwischen den drei Hauptdarstellern stimmt, und in Nebenrollen tauchen bekannte Gesichter wie William H. Macy und Delroy Lindo auf. Nicht unerwähnt bleiben soll hier auch, dass der gute alte Merowinger, mit bürgerlichem Namen Lambert Wilson, direkt aus der Matrix in die Sahara geflogen ist, um noch einmal den nicht ganz akzentfreien Schurken zu geben.

Kritische Stimmen mögen nörgeln, es gleiche einem Skandal, einen solchen Gute-Laune-Film im von Armut und Not geplagten Schwarzafrika spielen zu lassen. Ich vermag diese Ansicht nicht zu teilen. Es kann keine Rede davon sein, dass Bilder ungeheuren Elends hier als bloße Kulisse dienen, und bei aller Blauäugigkeit der Story wird die Lage nicht banalisiert. Anleihen bei der Realität sind zwar gegeben, doch begnügt sich der Film komplett mit seiner weitgehend unpolitischen Gut-gegen-Böse-Geschichte. Als Wurzel allen Übels präsentiert er übrigens die unheilige Allianz westlicher Konzerne mit korrupten Eliten. Das hört sich so verkehrt ja gar nicht an. Größere Mankos gibt?s auch ansonsten kaum, mit gut zwei Stunden Spielzeit ist man vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen, aber Langeweile kommt deswegen noch nicht auf. Naiv, altmodisch, nicht ohne Charme vertreibt Sahara seinem Publikum die Zeit, auf längere Sicht wird er dagegen wohlwollend vergessen werden.

6/10