Zwei wahrlich hoch gelobte Talente stecken hinter diesem Film, dessen Originaltitel „The Life Aquatic With Steve Zissou“ bereits ähnlich merkwürdig klingt, wie der Film letztlich selbst ist. Regisseur Wes Anderson lieferte zuletzt mit „The Royal Tenenbaums“ ein herrlich überspitztes, märchenhaftes Familienportrait, in dem auch der Hauptdarsteller seines neuen Films, Bill Murray, mitspielte. Der ist seit dem großen Erfolg von „Lost in Translation“ ebenfalls wieder obenauf, und so waren die Erwartungen an diesen Streifen nicht eben gering. Bis in die Nebenrollen hat Anderson seinen Streifen mit Anjelica Houston, Willem Dafoe, Cate Blanchett, Owen Wilson und Jeff Goldblum hochkarätig besetzt.
Als ich den ersten Trailer zum Film sah, fragte ich mich ernsthaft, ob die darin gezeigten kleinen Gags tatsächlich taugen sollten, den Film einem großen Publikum zu verkaufen – ich war mir sicher, dass der Trailer einfach schlecht gemacht ist. Nun bin ich da nicht mehr so sicher, denn die kleinen, leicht verständlichen Späße sind vielleicht noch das greifbarste, unmittelbarste ?Verkaufsargument? für dieses ungewöhnliche Machwerk. Angelehnt an den (Vorsicht: Klassiker!) mir völlig unbekannten Meeresbiologen Jacques Yves Cocteau geht hier die Mannschaft von Skipper Zissou (Murray) auf große Fahrt.
Dessen alter Gefährte wurde von einem Jaguar-Hai getötet, wie bereits im Vorspann zu erfahren ist. Dieser stellt zugleich ein Auszug aus Zissous jüngstem Dokumentarfilm dar und wird von Premierenpublikum mit einer Mischung aus Unglauben und Mitleid aufgenommen. Der kauzig-melancholische Biologe scheint am Ende seines einstigen Ruhmes zu sein und schwört dem Hai persönlich und auf offener Bühne Rache. Bevor die Mannschaft in ihren blauen Anzügen und roten Wollmützen jedoch aufbricht, gesellen sich zwei weitere Figuren hinzu. Der Pilot Ned (Owen Wilson) stellt sich Zissou als sein Sohn vor (wobei sich beide über die tatsächliche Vaterschaft nie so richtig klar zu werden scheinen) und wird sofort angeheuert. Ebenfalls mit von der Partie ist die schwangere Journalistin Jane (Cate Blanchett), der Zissou mit großer Skepsis begegnet.
Was nun folgt ist eine wahrhaft groteske cineastische Reise von großem Einfallsreichtum. Die unbezahlten Praktikanten, die auf der Belafonte ihren Dienst verrichten, tragen ebenso zur Erheiterung bei wie philippinische Piraten, die merkwürdige Dreiecksbeziehung zwischen dem Kapitän, Ned und Jane, die Filmproduzenten und Geldgeber, die Hochseekonkurrenz und Zissous eigenartig abwesend wirkend Ehefrau Eleanor (A. Houston). Da sitzt man ganz selbstverständlich mit der Taucherbrille im Whirlpool, begleiten zwei mit Kameras ausgerüstete Albino-Delphine das Schiff auf all seinen Wegen, und am Ende findet die bunte Crew tatsächlich den seltenen Jaguar-Hai. Nur, was mit ihm machen?
Wes Anderson hat also einiges zu bieten, jedoch nicht unbedingt das, was viele Zuschauer von einem Kinofilm erwarten: eine kohärente Story und plausible Charaktere. In bunten Bildern und mithilfe zahlreicher animierter (Meeres)Gestalten schafft er eine wunderschön anzusehende Zwischenwelt, die er mit skurrilen Typen, absurden Actionsequenzen und gelegentlich eingestreuten lakonischen Witzen bevölkert. Wirklich schlau wird man aus dem bunten Potpourri nicht. Zum Glück jedoch spielt Anderson mit offenen Karten und erweckt niemals den Anschein, als wolle für seine verrückte Welt eine umfassende Erklärung liefern. Unterlegt mit einem teils elektronischem, teils aus auf Portugiesisch vorgetragenen David Bowie-Songs bestehenden Score tagträumt er sich bis zum Finale des Films. Es gibt zwar Anleihen bei der Realität, aber nie ohne einen mitgelieferten Beweis für die komplette Fiktion des Geschehens, teils durch schlichtweg bescheuerte, kleine Brüche in der Erzählung oder einfach durch die überdeutlich als solche erkennbaren Kulissen. Übrig bleibt ein sicherlich verunsichertes, zum Teil bestens amüsiertes Publikum mit der einfachen Frage, was der veranstaltete Zauber eigentlich bezwecken sollte. Nun, ick wees et ooch nich. Aber Spaß hat es schon gemacht?
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