L.A. Crash

Es ist schon eher selten, dass sich ein Hollywoodfilm ernsthaft des Themas Rassismus annimmt. Wenn das doch geschieht, so sind es meist Geschichten aus der Vergangenheit, wie etwa Spielbergs Amistad oder Alan Parkers Mississippi Burning. Nun unternimmt Paul Haggis, im Hauptberuf Drehbuchautor, den Versuch, von der Gegenwart zu erzählen, was eine gute Nachricht ist. Seine vielen episodenhaften Geschichten sind leider keine besonders gute Nachricht. Mit von der Partie sind u. a. Sandra Bullock, Don Cheadle, Thandie Newton, Brendan Fraser, Larenz Tate, Matt Dillon und Ryan Phillippe.Haggis Film ist ein überaus ambitioniertes Projekt und verdient in jedem Fall Respekt. Von allen Seiten nähert er sich seinem Thema und beobachtet dabei genau, wie latente Vorurteile und längst verschwunden geglaubte Ressentiments verschiedener Ethnien aufeinanderprallen. Der weiße Waffenverkäufer misstraut seinen persischen Kunden, die wiederum überzeugt sind, dass ein mexikanischer Schlosser sie über den Tisch ziehen will. Zwei junge Schwarze beklagen sich über vorherrschende Diskriminierung, nur um dann eiligst jedes Klischee mit Leben zu füllen und einem weißen Ehepaar den monströsen Jeep rauben.

Dabei wandert der Film auf einem äußerst schmalen Grad. Denn einerseits sollen hier echte Charaktere zu sehen sein, andererseits erfüllt deren Handeln ein bestimmtes Ziel, wobei die Glaubwürdigkeit trotz guter Darsteller auf der Strecke bleibt. Es sind einfach ein paar Zufälle zuviel, die hier eine logische Handlung ersetzen müssen. Ebenfalls störend ist der allzu bedeutungsschwanger durchlaufende Soundtrack. Nahezu über die gesamte Spielzeit unterstreicht er die Schicksalhaftigkeit und Unausweichlichkeit des Geschehens. Erreicht wird dadurch nur ein vorzeitiges Sättigungsgefühl seitens des Publikums. Von bleibendem Wert sind in erster Linie einige sehr gelungene Dialoge und Aussprüche, die aber keinen Film über 100 Minuten Spielzeit auszufüllen vermögen.

Es war zu lesen, dass Haggis den Film aus persönlichen Gründen gedreht hat. Mit seiner Frau wurde er Opfer zweier schwarzer Car-Jacker, und dieses Erlebnis hat ihn offensichtlich stark geprägt. So scheint sein Ansatz, einmal genauer hinzuschauen und dem Misstrauen verschiedener Gruppen untereinander auf den Grund zu gehen, völlig gerechtfertigt. Einige sehr gute Szenen fallen hierbei auch ab. Vor allem dann, wenn es um die unterschwelligen und dabei alltägliche Spielarten des Rassismus geht. Um jedoch richtig zu überzeugen ist sein Film zu voll gestellt, lässt seinen Charakteren zu wenig Raum und ist vor allem komplett frei von Überraschungen.

6/10