Es war bereits in „Nicht Auflegen!“ und zuletzt in „Final Call“ zu beobachten, dass auch Filme mit völlig beknackten Geschichten funktionieren können, wenn man mit der Story nur schnell genug voran kommt. Hier reiht sich der kleine B-Film „Red Eye“ wunderbar ein, mit einer unlogischen, aber vergnüglichen Geschichte, die keine 90 Minuten in Anspruch nimmt. Los geht es mit der hübschen Lisa (Rachel McAdams), die nach der Beerdigung ihrer Großmutter den Heimflug nach Miami antreten will. Lisa arbeitet an der Rezeption eines Hotels, und telefoniert noch im Taxi zum Flughafen mit ihrer etwas überforderten Kollegin und Vertretung. In der Schlange am Schalter trifft sie einen charmanten Unbekannten, der sich als Jackson Rippner (Cillian Murphy) vorstellt.Die beiden flirten etwas, nur um dann festzustellen, dass sie im Flieger doch tatsächlich nebeneinander sitzen. Kaum in der Luft ist es vorbei mit der Beschwingtheit. Rippner eröffnet der verstörten Lisa, dass man ihren Vater umbringen werde, wenn sie nicht vom Flieger aus einen prominenten Hotelgast in ein anderes Zimmer verlegen lässt. Mit diesem beklemmenden Szenario nimmt „Red Eye“ Fahrt auf, und wird bis zum Ende noch einige spannende Szenen vorweisen können. Die komprimierte Handlung umfasst nur wenige Stunden, in denen dafür umso mehr passiert. Bei dem Hotelgast handelt es sich um den Chef des US-Heimatschutzministeriums, auf den es die Hintermänner von Rippner abgesehen haben.
Die beiden Hauptdarsteller des Films haben beide im letzten Jahr in äußerst erfolgreichen Produktionen mitgewirkt. McAdams als Owen Wilsons Flamme in „Die Hochzeitscrasher“, Murphy gab einen der Bösewichter in „Batman Begins“. An ihre Gesichter wird man sich gewöhnen müssen, sie gehören zu den aufstrebenden Talenten in Hollywood, wie sie auch in diesem Film zeigen. Der Plot ist zwar hanebüchen, gleichzeitig jedoch für einen flotten Thriller genau das richtige. Es geht nicht um Figurenzeichnung und Hintergründe, sondern um Gut gegen Böse. Lisa versucht, das Schlimmste zu verhindern, Rippner will mit tödlicher Effizienz seinen Auftrag ausführen und abkassieren.
Die erste Stunde macht bei aller Sinnlosigkeit richtig Laune, am Ende jedoch scheint für meinen Geschmack etwas zu sehr die Horrorfilm-Vergangenheit von Regisseur Wes Craven („Scream“) durch. Wäre der Film mit größerem Budget gedreht worden, man hätte ihn wahrscheinlich auch noch mit Nebenrollen und Subplots vollgestellt. Craven konzentriert sich nur auf seine zwei jungen Talente und ihren Kampf miteinander, der sich am Ende dann im etwas überlangen Zweikampf erschöpft. Zur Zerstreuung und Belustigung ist „Red Eye“ allemal das richtige Material, wenn man die unrealistische Prämisse erst einmal akzeptiert hat.
7/10