L'Auberge Espagnol 2 – Wiedersehen in St. Petersburg (DVD)

Vor vier Jahren drehte Cedric Klapisch einen Film aus dem kollektiven Gedächnis aller Erasmus-Studenten, die je ein Jahr in Barcelona zugebracht haben. Das hätte albern und platt werden können, doch die gelungenen Charaktere und die unbekümmerte Erzählweise sorgten für ein stimmiges Vergnügen und einigem Erfolg beim europäischen Publikum. Die Idee einer Fortsetzung lag auf den ersten Blick weniger nahe, schon wegen des einmaligen Charakters der Situation. Doch „L’Auberge Espagnol“ erzählte in erster Linie die Geschichte des französischen Austauschstudenten Xavier, welche die Fortsetzung nun weiter schreibt. Und das zum Glück ohne alle Beteiligten wieder in eine WG zu stecken.Mit seinem Uni-Abschluss in Wirtschaft weiß der inzwischen 29-Jährige nicht viel anzufangen. Stattdessen versucht er sich nun als Schriftsteller und Journalist. Seinen vor einigen Jahren geschriebenen Roman „L’Auberge Espagnol“ (worum es da wohl gehen mag?) findet keinen Verleger, und so schlägt er sich mit Jobs für Zeitschriften durch. Eher zufällig landet Xavier dann beim Film und soll ein Drehbuch für die Fortsetzung einer TV-Schmonzette schreiben. So ganz leicht fällt ihm das nicht, genauso wie es in seinem Privatleben drunter und drüber geht. Seine Leih-Wohnung muss er räumen, weshalb er bei Isabelle (Cecile de France) einzieht. Die sieht immer noch so gut aus wie in Barcelona, ist aber auch immer noch genauso lesbisch und erfüllt daher kaum Xaviers Anforderungsprofil: er braucht eine Verlobte, um sie seinem Großvater vorzustellen. Auch ein paar andere Bekannte aus dem Jahr in Spanien tauchen wieder auf. Wendy wird recht unvermittelt zu seiner Kollegin, denn das Drehbuch soll in englischer Sprache geschrieben werden. Wendys Bruder William möchte eine russische Balletttänzerin heiraten, Martine (Audrey Tatou) hat inzwischen einen Sohn, wenngleich ohne den passenden Vater. Die restlichen Freunde tauchen nur kurz der Vollständigkeit halber zum festlichen Ende auf.

Mit wunderbarem Humor und großer Sympathie für seine Figuren erzählt Regisseur Klapisch von den Problemen des modernen Lebens, wie sie Menschen Ende 20 nun mal wiederfahren. Zwischen beruflichem Erfolg und privatem Unglück (oder auch andersrum) scheint das Leben der anderen immer leichter zu sein. Aus dem Off kommentiert Xavier das Geschehen, welches weitgehend chronologisch präsentiert wird. Mit gut zwei Stunden ist „L’Auberge Espagnol 2“ recht lang geworden, aber im Leben von Xavier und seinen Freunden ist genug los, um die Spielzeit zu rechtfertigen. Die Handlung wandelt auf einem schmalen Grad zwischen realistischem Portrait einer Generation und Feel-Good-Movie, doch die Mischung geht wunderbar auf. Unterhaltung muss ja nicht so ein seichter Käse sein, wie das gemeinsam Projekt von Xavier und Wendy namens „Love and Passion in Venice“.

Ein paar Untiefen sind zwar auch so dabei, aber die frische Erzählweise, mit der Cedric Klapisch seinen Faden lässig weiter spinnt macht den Film zu einem großen Vergnügen. Nicht zuletzt haben auch die Darsteller einen großen Anteil am Erfolg des Ganzen. Romain Duris, Audrey Tatou, Cecile de France und Kelly Reilly füllen ihre Charaktere erneut und scheinbar mühelos mit reichlich Leben. Das größte Plus des Films ist eindeutig die so schwierige Mischung aus Anspruch und Unterhaltung. Bei allem Realismus sind ein paar Klischees ebenso zu entdecken wie eher subtilere Botschaften. Alles zusammen ergibt einen Film, der nah dran ist an seinem jungen Publikum und dabei mächtig Spaß macht

8/10

PS: Als Tonspur empfiehlt sich dringend die deutsche Kinofassung, in der lediglich der Off-Kommentar in Deutsch ist und die ansonsten weitgehend untertitelt ist. Das mag etwas stressig sein, aber wenn die verschiedenen Sprachen und Akzente wegfallen und alle Deutsch sprechen geht eine Menge verloren.