Jarhead (DVD)

Wenn die USA in einen Krieg ziehen, gibt es den immer auch nach kurzer Zeit auf der Leinwand zu sehen. Im Falle des 1. Irakkrieges hat das eine ganze Weile gedauert. Bekanntestes Beispiel ist wohl David Russells Satire „Three Kings“, die mir damals nicht besonders gefallen hat. Nun legt Sam Mendes, Regisseur von „American Beauty“ mit seinem neuen Film „Jarhead“ nach. Basierend auf den Aufzeichnungen eines G.I.’s namens Swofford erzählt er von dessen Erfahrungen vor und während der Operation „Desert Storm“. Shooting-Star Jake Gyllenhaal spielt Sergeant Anthony Swofford, der bei den Marines zum Scharfschützen ausgebildet wird.Die ersten Szenen entsprechen dem Standard-Klischee eines modernen Kriegsfilms, komplett mit Drill-Instructor, kuriosen Aufnahmeritualen, Dauerlauf, Gewehrpflege und so weiter. Schließlich besetzt Saddam Hussein Kuwait, und den Soldaten ist klar, dass sie bald in Aktion treten müssen. Aufgeregt und ängstlich reisen sie in die Wüste Arabiens, nur um festzustellen, dass erst noch ein Haufen Diplomatie abgewartet werden muss, bevor man „den Irakern in den Arsch treten“ kann. Damit kommt der Film bei seinem eigentlichen Thema an, der Absurdität moderner Kriegsführung und den spezifischen Erfahrungen der beteiligten Fußsoldaten.

Statt ihrem Feind im Kampf gegenüber zu stehen hängt die Truppe in ihrem Lager herum. Für die Presse muss gute Miene zum bösen Spiel gemacht werden, neben Geländetraining bleibt aber auch noch Zeit zum Footballspielen und ? viel schlimmer ? Zeit, nachzudenken. Erst spät kommen die Marines tatsächlich in Gefechtssituationen, und die entsprechen ihren Vorstellungen dann nicht besonders genau. So ist „Jarhead“ eher ein Film über Menschen im Krieg als ein Kriegsfilm. Nicht die Erfahrung des Kampfes steht im Vordergrund, sondern die Verfassung und das Innenleben der Soldaten.

Sam Mendes findet häufig sehr passende Bilder für seine Geschichte, sein Film erscheint realistisch, ohne diesen Effekt mit Handkamera-Gewackel herbeizuführen. Sein Hauptdarsteller Gyllenhaal („Donnie Darko“) bietet eine solide Leistung, an seiner Seite spielen Jamie Foxx („Ray“) und Peter Sarsgard („Garden State“). Trotz dieser Pluspunkte ist der Film etwas enttäuschend, weil er dem Zuschauer weder etwas Neues und Spannendes vermitteln kann, noch eine packende Geschichte erzählt. Gerade weil der Film zum Thema hat, wie sich kriegerische Auseinandersetzungen in den letzten Jahrzehnten verändert haben, driftet er ins Ungefähre. Angesichts der Planlosigkeit der jungen Soldaten hätte ein Blick auf die Taktiker und Generäle gut getan, jene Führungsriege, die den Krieg tatsächlich plant. Es passiert nicht sehr viel mit den Marines, und dies ist ein zentraler Punkt des Films. Aber gleichzeitig ist dies ein Problem, denn das Publikum hat diesen Punkt recht schnell begriffen, und erwartet eine Entwicklung, die erst zu spät beginnt.

Themen wie Rassismus oder das Fehlen junger Männer mit höherer Bildung in der Armee werden ausgeblendet. Angesichts eines immer noch aktuellen 2. Irakkrieges wirkt „Jarhead“ ein bisschen wie von Gestern. Während die US-Medien von Soldaten berichten, die im Kampf fallen oder von der Allgegenwart der Gewalt in Bagdad gestört und gezeichnet sind, regt sich hier ein Scharfschütze darüber auf, keinen Schuss abgefeuert zu haben. Das mag der damaligen Realität entsprochen haben, doch der Zeitpunkt davon zu erzählen ist denkbar schlecht gewählt.

6/10