Entgleist

Ja, der Titel ist nicht ganz verkehrt gewählt. Bei dem Bockmist, der einem da geboten wird, können einem schon mal die Gesichtszüge entgleisen. Entschuldigt den Kalauer, aber er passt zu diesem Film, den man selbst als zweistündigen Dauer-Kalauer bezeichnen kann. „Derailed“(Originaltitel) ist einer dieser Filme, in denen nichts so richtig zusammen passt. Und trotzdem geht es immer weiter, bis zum bitteren Ende. Der konstruierte Beginn lässt Böses erahnen, der solide unlogische Mittelteil gibt alles, um die beknackten Wendungen und Taschenspieler-Tricks des Endes vorzubereiten. Ich kann nicht mal behaupten, den großen Kniff exakt vorher gesehen zu haben. Der Fisch stank vielmehr vom Kopfe her…Charles Shine (Clive Owen) lebt mit Frau und Kind in einem hübschen Vorort Chicagos. Seine Tochter hat Diabetes, die Rechnungen für ihre Arzneien nagen am Familienkonto, seine Ehe ist nur mehr Routine. Im Zug zur Arbeit begegnet Charles Lucinda Harris (Jennifer Aniston), die ihm aus der Patsche hilft, als er ohne Ticket erwischt wird. Die beiden flirten ein bißchen, nicht viel später landen sie in einem Hotel abseits der City. Doch aus dem netten Seitensprung zwischen dem Werbe-Manager und der feschen Bankerin wird nichts. Der Schrecken kommt in Person von Phillip LaRoche (Vincent Cassel) zur Tür herein.

Von nun an wird Charles erpresst, und wie Erpresser nun mal so sind quetschen sie ihr Opfer kräftig aus. Doch dabei bleibt es keineswegs, vielmehr wird das Leben des armen Kerls wirklich zur Hölle. Bald läuft die ganze Sache endgültig aus dem Ruder, ein Inspektor stellt seine Fragen, Leichen werden gefunden. Nach etwa zwei Dritteln Laufzeit gibt es dann eine Überraschung, nur eben keine gelungene. Und wo alles nichts mehr hilft geht es noch gut 20 Minuten weiter.

Clive Owen ist ein guter Schauspieler, der jedoch (wie die meisten seiner Zunft) bei Rollenauswahl auch gerne mal irrt. So geschehen bei „Entgleist“, denn obwohl er seine Figur anständig spielt kommt nichts Nennenswertes dabei rum. Charles Shine und seine unwahrscheinliche Geschichte sind das Problem, nicht Owens mangelnde Schauspielkunst. Auch Jennifer Aniston muss sich handwerklich nichts vorwerfen lassen. Vielleicht sollten sie einfach beide den Agenten wechseln. Zugegeben, ganz soooo schlecht ist der Film auch nicht. Es gibt eine Menge miese Thriller, und dieser bricht keine Rekorde. Das macht diesen Haufen mäßiger bis grottiger Charaktere und die vermurkste Handlung aber nicht erträglicher.

3/10