Wer sich häufiger mal auf dieser Website umguckt, dem wird nicht entgangen sein, dass sich in letzter Zeit sehr viele politische Filme in den Kinos tummeln. „Der Ewige Gärtner“ machte den Anfang, gefolgt von „München“ und „Lord of War„. Weiter geht es nun mit „Syriana“, der sich dem internationalen Ölgeschäft ebenso widmet wie den politischen Realitäten dahinter. Und so kommt es auch, dass Stephen Gaghans Werk sehr kompliziert geworden ist. Zum Glück ist er aber auch richtig gut, weshalb man sich davon nicht abschrecken lassen sollte.
Die Handlung umfasst im Wesentlichen vier Erzählstränge. CIA-Mann Bob Barnes (George Clooney) ist undercover im Nahen Osten unterwegs, wobei er gelegentlich über das Ziel hinaus schießt und sich mit seinen Vorgesetzten überwirft. Bryan Woodman (Matt Damon) dient einem arabischen Prinzen als ökonomischer Berater. Seine guten Ratschläge allein, so viel ist bald klar, werden dem (namentlich nicht genannten) Emirat aber wohl keine rosige Zukunft bescheren können. Zwei junge Moslems, die ihren Job als Hilfsarbeiter in der Ölindustrie verloren haben, kommen mangels Alternativen in einer Koranschule unter. Die undurchsichtigste Story kreist um den Anwalt Bennet Holiday, der eine große Firmenfusion untersucht und sich dabei zwischen den politischen Fronten bewegt. Das gelungene Drehbuch stammt vom Regisseur Gagham selbst, der auch die Vorlage für Soderberghs „Traffic“ schrieb. Ähnlichkeiten gibt es aber nicht nur bei der schwierigen Thematik, Gaghams Inszenierung gleicht in der ruhigen, intensiven Art durchaus Soderberghs Drogendrama. Ohne eine richtige Hauptrolle gibt der Film doch allen Figuren genug Raum, wenngleich die Vielzahl an grauhaarigen Machtpersonen in Washington nicht so leicht zu überblicken ist. Um vollständig zu kapieren, wie sehr die verschiedenen Episoden miteinander verflochten sind und sich gegenseitig beeinflussen muss man sich den Film mehr als einmal ansehen. Das mag nicht jedem gefallen, spricht aber für die Ernsthaftigkeit, mit der sich „Syriana“ seinem Thema nähert.
Es ist auch keinesfalls so, dass nicht auch ein hoher Unterhaltungswert zu messen wäre. Das hervorragende Schauspieler-Ensemble (neben Damon und Clooney sind u. a. Amanda Peet, Christopher Plumer und Chris Cooper dabei) sorgt für hohe Glaubwürdigkeit. Über die gesamte Laufzeit ist der Film nicht nur interessant, sondern auch überaus spannend, nicht ganz unwichtig für einen Politthriller. Und bei aller Komplexität der Inhalte kommt niemals das Gefühl auf, von oberschlauen Drehbuch-Nerds angeschmiert zu werden. All diese Pluspunkte sorgen dafür, dass „Syriana“ Vergleiche mit Spielbergs gelungenem „München“ oder auch „Lord of War“ nicht zu scheuen braucht. Im Gegenteil, nach dem „ersten Durchgang“ hat er sogar knapp die Nase vorn.
9/10 Der Link zum Film:
Glaubt es mir oder auch nicht, der Regisseur dieses ausgezeicheneten Films ist tatsächlich mitverantwortlich für einen der schlechtesten Filme der letzten 20 Jahre. Die Antwort gibt?s hier.