Im ersten Golfkrieg erleidet der Soldat Jack Starks (Adrien Brody) einen beinahe tödlichen Kopfschuss. Bereits für tot gehalten schlägt er im Feldlazarett die Augen wieder auf. Mit schwerem Trauma und Persönlichkeitsstörungen kehrt er ein Jahr später in die USA zurück. Jack scheint ein verstörter, aber liebenswerter Kerl zu sein, der hilfsbereit einem kleinen Mädchen und ihrer Mutter den Wagen repariert. Wenige Stunden später liegt er verletzt am Boden in der verschneiten Landschaft Vermonts, unter dringendem Verdacht, einen Polizisten getötet zu haben. Als „criminally insane“ eingestuft landet er in einer psychiatrischen Anstalt. Unter der Leitung von Dr. Becker (Kris Kristofferson) erhält er eine drastische Behandlung, die ihn immer wieder in eine Zwangsjacke gefesselt in eine sargähnliche Kammer führt.Wenn sich das bis hier hin auch schon recht wild anhört, damit fängt der Spaß in „The Jacket“ gerade erst an. Es folgen Sprünge in Zeit und Raum, in denen Starks immer wieder den anderen handelnden Personen begegnet, unter anderem Jackie Price, dem kleinen Mädchen vom Anfang des Films. Als junge Erwachsene wird die von Keira Knightley dargestellt, als eine vom Leben enttäuschte Alkoholikerin, die sich als Kellnerin durchschlägt. Auch die Ärztin Beth Lorenson (Jennifer Jason Leigh) spielt häufiger eine Rolle, unter anderem als Gegnerin von Starks‘ Leibarzt Dr. Becker. Ebenfalls dabei ist Neu-Bonddarsteller Daniel Craig als nervös-gestörter Mitinsasse Rudy MacKenzie.
Durch die ständigen Verschiebungen der Story muss der Zuschauer bei „The Jacket“ wirklich aufpassen. Doch selbst dem aufmerksamen Betrachter mögen einige Details entgehen, denn das Spiel mit der wahren Identität von Jack Starks ist ebenso kompliziert wie ambivalent in Szene gesetzt. Unterlegt von einem stimmigen, rätselhaften Score von Soundtüftler Brian Eno baut der Film langsam seine Spannung auf und weiß den interessierten Zuschauer für sich einzunehmen. Dem Regisseur John Maybury sind zwar einige Übergänge etwas holprig geraten, grundsätzlich aber hat er ein gutes Gespür für die Stärken der Geschichte. Sein Hauptdarsteller Adrien Brody ist eine ideale Besetzung für den immer etwas abseitig wirkenden, aber durchaus charmanten Starks. Keira Knightleys Rolle ist weniger anspruchsvoll, wird von ihr aber gekonnt ausgefüllt. Sprachlich nimmt man ihr die waschechte Amerikanerin jedoch nicht ab.
Mit all seiner Rätselhaftigkeit und den verschiedenen Deutungsvarianten ist „The Jacket“ durchaus mit Filmen wie „Donnie Darko“ oder auch „Mulholland Drive“ vergleichbar, wenn er auch keine so intensive und beklemmende Stimmung zu erzeugen vermag. Wer Zweideutigkeiten und etwas wirre Geschichten ohnehin eher nervig findet, wird hier kaum auf seine Kosten kommen. Eine spannende, gut gespielte Geschichte gibt es aber allemal zu sehen, wenn man denn bereit ist, sich auf die metaphysischen Inhalte einzulassen. Um ein Prädikat des von mir sehr geschätzten ‚Filmdienst‘ zu Rate zu ziehen: Der Film ist mindestens „Diskussionswert“.
7/10