Good Night, and Good Luck

Schon mit seiner ersten Regiearbeit „Confessions of a Dangerous Mind“ hat George Clooney sein Talent hinter der Kamera bewiesen. So verwundert es kaum, dass es nicht bei dem einen Film geblieben ist. „Good Night, and Good Luck“ ist eine kleine Produktion, die laut imdb.com mit einem Budget von nur 7,5 Mio. US-Dollar auskam. Auf das große Publikum zielt man so sicher nicht, dazu ist der Film auch noch komplett in SchwarzWeiss gedreht. Dem dokumentarischen Charakter der in den 50er Jahren spielenden Handlung ist dies hingegen sehr förderlich.Die Fernseh- und Kinowelt der USA ist im Jahre 1953 geprägt von der gnadenlosen Hatz gegen vermeintliche Kommunisten unter den Kreativen. Senator McCarthy wittert überall in der Medienwelt sowjetische Spione, es herrscht ein von Denunziationen, Angst und Machtlosigkeit geprägtes Klima. Auftritt des TV-Journalisten Edward Murrow, gespielt von David Strathairn (bekannt als Pierce Pratchett in „LA Confidential“). Eine kleiner Artikel einer Zeitung aus Detroit vermeldet die Entlassung eines jungen Air Force Piloten. Die Gründe dafür sind offenbar die politischen Ansichten von Familienangehörigen, keine Verfehlungen des Lieutenants selbst. Veranlasst wiederum wurde sie aus dem Umfeld des von McCarthy geführten Komittees gegen „unamerikanische Aktivitäten“. Murrow bringt den Fall in seiner wöchentlichen Politshow an die Öffentlichkeit, wohl wissend, dass er sich damit nicht nur Freunde machen wird. Schon kurz vor der ersten Sendung bekommt sein Produzent Fred Friendly (Clooney) Besuch zweier Militärs, die eine Ausstrahlung verhindern wollen.

Fast wie ein Kammerspiel (Schauplatz sind ausschließlich die Räumlichkeiten des Senders CBS) entwickelt sich der Film von da an wie eine sehr gelungene Mischung aus „The Insider“ und „Quiz Show“. Der Einfluß großer Sponsoren und Konzerne auf die Freiheit der Medien ist ebenso ein Thema wie die Glaubwürdigkeit der Vereinigten Staaten gegenüber ihren Verbündeten in der Welt. Zitat: „We cannot defend freedom abroad by deserting it at home“. Natürlich schwingt da auch ein aktueller Kommentar auf den „Patriot Act“ der Bush-Regierung mit.

Das Schauspieler-Ensemble besteht aus vielen bekannten Gesichtern. Neben George Clooney sind Robert Downey Jr., Jeff Daniels und Ray Wise (Laura Palmers Vater in „Twin Peaks“) in Nebenrollen zu sehen. Sie alle glänzen mit zumeist unspektakulären, aber überzeugenden Leistungen. Im Gegensatz zu vielen anderen Produktionen der letzten Zeit hat „Good Night, and Good Luck“ einen ganz klaren Fokus, eine fesselnde Geschichte, der keine weiteren Schauwerte mehr beigemengt werden müssen. Die Konfrontation zwischen Ed Murrow und Senator McCarthy ist das Zentrum des Films. Dabei verzichtet Clooney auf einen Darsteller für den umstrittenen Politiker und verwendet stattdessen Originalaufnahmen aus Fernsehauftritten und Anhörungen des Komittees. Inwiefern jedoch hier die Ereignisse von 1953 wahrheitsgetreu nachgestellt sind, und was man im Nachhinein verändert hat, darüber kann ich nur spekulieren. Klar ist nur, dass deutlich Eindrücke von Authenzität und Detailtreue vorherrschen.

Die Anti-Raucher-Lobby in den USA wird den Film sicherlich verteufeln, denn die zentrale Figur Murrows quarzt sogar noch, wenn sie live auf Sendung geht. Dazu gibt es einen herrlichen Werbespot für Zigaretten der Marke Kent. Insgesamt muss ich aber zugeben, dass jeder Zuschauer schon ein ordentliches Stück Interesse und am besten Vorwissen mitbringen sollte, um an dieser Geschichtsstunde Spaß haben zu können. Ein Kinoerlebnis ist „Good Night, and Good Luck“ jedenfalls nur für den Kopf, nicht aber für die Sinne.

8/10