Zu einer ausführlichen Kritik fehlt mir im Falle von „Lady in the Water“ (Originaltitel) die Muße, wenn es auch viel zu kritisieren gäbe. Der Film stellt den bisherigen Tiefpunkt im Schaffen von M. Night Shyamalan dar und löst damit den Vorgänger „The Village“ ab. Der wird zwar den meisten vor allem ob des beknackten Endes in Erinnerung sein (wenn überhaupt), bewies aber in der ersten Stunde eindrucksvoll, dass Shyamalan ein handwerklich begnadeter Regisseur ist. In seinem neuen Film verstrickt er sich nun vollends in naiv-schauerlichem Humbug. Gedacht als modernes Märchen bietet sein Film vor allem Langeweile und eine Story, die schon zu Beginn zu wünschen übrig lässt – vom weiteren Verlauf ganz zu schweigen. Derlei seichte Gewässer sollte man in der Videothek unbedingt umfahren.
M. Night Shymalan ist erst Mitte 30 und trotzdem schon einer der erfolgreichsten, aber auch umstrittensten Regisseure Hollywoods. Mit „The 6th Sense“ landete er Ende der 90er einen Riesenerfolg, und auch die Nachfolger „Unbreakable“ und „Signs“ waren äußerst erfolgreich. Shyamalans Filme sind allesamt stimmungsvoll und handwerklich erstklassig inszeniert. Seine Geschichten sind meist von spirituellen Themen bestimmt, Untote, Aliens und merkwürdige Superhelden bevölkern die Szenerie. Mit „The Village“ erlitt er dann jedoch zuletzt Schiffbruch, nicht zuletzt weil die Geschichte getrost als Mogelpackung bezeichnet werden kann. Auch „Lady in the Water“ (Originaltitel) passt thematisch durchaus in sein bisheriges Schaffen hinein, kann aber in keiner Weise überzeugen.
„Sideways“-Star Paul Giamatti spielt Cleveland, den stotternden Hausmeister eines heruntergekommen Apartement-Komplex in Philadelphia. Als netter Kerl versteht er sich gut mit dem bunten Volk, das dort Quartier bezogen hat, unter ihnen eine chinesische Studentin, eine Gruppe Kiffer, ein Meister des Kreuzworträtsels und ein junger, vom Regisseur selbst gespielter Autor mit seiner Schwester. Eines Tages entsteigt dem Swimming Pool des Hauses eine makelose junge Frau namens Story (Bryce Dallas Howard), die nach eigener Auskunft aus der „blauen Welt“ stammt. Cleveland hat nun alle Hände voll zu tun, das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen, ihre Mission zu verstehen und ihr eine sichere Rückkehr zu ermöglichen.
Auch an diesem Film werden sich, wohl mehr als je zuvor, die Geister scheiden. Wohlwollende Betrachter sehen vielleicht ein unterhaltsames modernes Märchen. Die Mehrheit jedoch wird sich an den Kopf fassen ob der fast schon dreisten, grenzenlosen Naivität der Geschichte, die niemals Fahrt aufnimmt und auch keinerlei Überraschungen zu bieten hat. Schleppend und ohne Höhepunkte enträtseln Cleveland und die Bewohner Storys wahre Berufung, doch nicht mal die aus ihrer Heimat mitgereisten Urviecher sorgen für echte Spannung.
SPOILERS
Unter diesem Link hat sich jemand die Mühe gemacht, den Film gänzlich zu enträtseln, was mir persönlich nie eingefallen wäre. Und tatsächlich gibt es einiges zu entdecken, sollte der Autor des Artikels recht haben. Leider ändert das nix daran, daß der Film keinen Spaß macht. Und um ehrlich zu sein, hat mich sogar der Artikel, der alles „aufklären“ soll, sehr bald nur noch gelangweilt. Wenn Shyamalan einen cleveren Film über innere Dämonen drehen will, sollte er das nächste mal nicht vergessen, dem Publikum etwas davon zu erzählen. Nur zum Vergleich: „Identity“ hatte einen durchaus vergleichbaren Plot, schaffte es dabei aber locker, das Publikum bei der Stange zu halten…
2/10