Die Besetzung dieses Films von 1998 ist schon beeindruckend. Edward Norton, Matt Damon, die Johns Malkovich und Turturro, Famke Janssen, Martin Landau. Dazu auf dem Regiestuhl John Dahl, der mit „Red Rock West“ und „The Last Seduction“ zwei herrliche Neo-Noirs gedreht hat. „Rounders“ ist vor einiger Zeit in den Videotheken aufgetaucht, um acht Jahre nach seiner Entstehung vielleicht doch noch ein Publikum zu finden. Keine schlechte Sache, obschon mir scheint, daß es großen Teilen des Publikums ähnlich gehen wird wie mir. Kein schlechter Film, aber bei der Besetzung wäre doch mehr dringewesen, oder?Die Handlung weist Parallelen zu Martin Scorseses „Mean Streets“ auf, in dem Harvey Keitel irgendwann damit überfordert ist, auf seinen Gaunerkollegen Robert DeNiro aufzupassen. Nur geht es hier nicht um Gangster, sondern um Zocker. Matt Damon spielt den Jurastudenten und leidenschaftlichen Pokerspieler Mike McDermott. Als er eines Tages seine gesamte Kohle verzockt zieht er sich aus der Szene zurück und konzentriert sich auf sein Studium und seine Freundin. Doch eines nicht so fernen Tages wird sein alter Kumpel Lester, genannt „Worm“ und dargestellt von Edward Norton, aus dem Knast entlassen. Und der hat nichts anderes vor, als sich durch Pokerspiele eine Zukunft aufzubauen. Zu allem Überfluss steht er bei ein paar üblen Schergen aber noch mit zehn großen Scheinen in der Kreide.
Die Geschichte ist altbekannt. Lester zieht in der Folge seinen alten Freund mit in einen immer größer werdenden Schlamassel, und Mike ist zu gutmütig, um ihm schleunigst die Freundschaft zu kündigen. Das hätte trotzdem eine sehr gute Geschichte werden können, leider erlaubt sich „Rounders“ einen geschwätzigen Off-Kommentar, eine umständliche Erzählweise und bietet keine wirklich großen Szenen. Die Story ist solider Durchschnitt, großartig besetzt und gespielt, entfacht aber keine Begeisterung. Von John Dahl hätte ich – angesichts seiner vorigen Filme – auch eher eine düstere Geschichte erwartet. Mit all den Gestalten aus der Halb- und Unterwelt wäre die Bühne dafür frei, doch bleibt „Rounders“ eher brav.
Eine Lichtgestalt ist John Turturro, der einen vorsichtig agierenden Pokerspieler mimt, der seinen „Job“ äußerst ernst nimmt und für großmäulige Zocker, die Haus und Hof aufs Spiel setzen, nichts übrig hat. Überhaupt gibt es eine Menge zu lernen über die verschiedenen Varianten des Spiels, seine Eigenheiten und die Menschen, die es so leidenschaftlich spielen. Ein wenig Interesse weckt das allemal, aber es braucht schon eine Leidenschaft für Poker, um den Film richtig genießen zu können. Und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass reale Zocker für viele Szenen eher Gelächter über haben. Bei aller Kritik ist der Film dennoch den meisten anderen Neuerscheinungen vorzuziehen. So ein bißchen ist es wie mit einem mäßigen Woody-Allen-Film. Es geht schon bedeutend besser, aber deshalb ist es ja noch kein schlechter Film.
7/10