Seit „Kill Bill Vol. 2“ wissen wir ja, dass Quentin Tarantino Superman für die coolste Sau am Comic-Helden-Strand hält. Weil er nicht wie die ganzen anderen ein gewöhnlicher Mensch ist, der zum Superhelden mutiert ist, sondern weil er immer ein Superheld war. Während Peter Parker zu Spiderman wird, und Bruce Wayne als Batman losflattert, wird Superman zu Clark Kent, und nicht anders herum. Gut beobachtet auf jeden Fall, doch bringt so natürliches Heldendasein auch Probleme mit sich. Denn in den Verfilmungen mit Christopher Reeve in der Titelrolle war Superman z. B. im Vergleich zum dekadenten, reichen Mr. Wayne doch vergleichsweise, sagen wir mal, spießig. Ein böses Wort für Superhelden…Nun hat es also den Produzenten von Warner Brothers in den Fingern gejuckt, es noch einmal mit frischem Blut zu versuchen. Der vorher weitgehend unbekannte Brandon Routh hat sich den Strampelanzug mit dem S vorne drauf übergezogen, und er steht ihm gar nicht schlecht. Der Kerl sieht seinem Vorgänger Reeve sehr ähnlich, und bringt die trotteligen Seiten von Clark Kent eben so rüber wie den stahlharten Superhelden. Da ich die vorigen „Superman“-Filme zwar gesehen habe, mich aber nur undeutlich an Storydetails erinnere, hier nur ein kurzer Ausblick auf die Dinge, wie sie in diesem Neustart des Franchises liegen: Superman war vier Jahre verschwunden. Er hat sich weder bei Lois Lane (Kate Bosworth) noch sonst irgendwem abgemeldet, und es so auch verpasst vor Gericht gegen seinen Erzfeind Lex Luthor (Kevin Spacey) auszusagen. Ohne Kronzeuge kommt der mit einer kurzen Haftstrafe davon. Als Superman zurückkehrt hat sich Luthor bereits wieder ein immenses Vermögen erschlichen und finstere Pläne ausgearbeitet.
Und so geht eigentlich alles einfach wieder von vorne los, als wäre nichts gewesen. Das hätte auch funktionieren können, wenn Regisseur Bryan Singer und seinem Team mehr eingefallen wäre als ein allzu stumpfer Plot wie dieser. Trotz einiger Jokes kommt „Superman Returns“ auch noch frei von Ironie daher. Er lässt seinen Helden auch mal leiden und die Charaktere um ihr Leben fürchten, um am Ende aber versöhnlich alles ins Lot zu bringen. Dabei ist die Action zumeist wirklich gut. Superman muss schon recht früh ein ausgewachsenes Flugzeug heil vom Himmel holen, eine Aktion, die ihm seine Helden-Kollegen bestimmt neiden werden (Neo aus „Matrix“ könnte zwar Ähnliches leisten, aber er würde ja letztlich nur Nullen und Einsen retten, und das schafft ja nun mal nichts).
Die Romanze zwischen Clark und Lois – die inzwischen einen Sohn hat – kommt schleppend bis gar nicht in Gang, doch auch dies ist kein wirkliches Problem. Wäre auch noch schöner, wenn die zwei nach all den Jahren plötzlich das private Glück finden würden. Außerdem ist Superman ja nicht mal menschlich, und mit Clark Kent möchte wirklich niemand verheiratet sein. Der Film liefert alles, was man realistisch betrachtet erwarten durfte, aber auch keinen Jota mehr. Kate Bosworth als Lois halte ich für die einzige Fehlbesetzung des Films, Kevin Spacey gibt sich Mühe, spielt aber auch nur einen von Trillionen Comic-Bösewichtern mit dem originellen Plan, die Welt zu beherrschen. Seiner involviert Kristalle, die vor der Ostküste der USA neues Land entstehen lassen, was für bereits vorhandene Landmassen eine Art Problem darstellt. Im Vergleich zu Sam Raimis „Spiderman“-Filmen gibt es zu wenig interessante, oder auch einfach nur witzige Nebenfiguren. Zwar tauchen neue Gestalten auf, aber deren Halbwertzeit scheint begrenzt, selbst wenn diesem Neustart noch Sequels folgen sollten. Auch der große Held selbst ist, wie eingangs erwähnt, keine besonders interessante Erscheinung. Superman ist ein guter Junge, wohlerzogen und bescheiden. Am besten hat mir sein Schmalzlöckchen gefallen, das ihm offensichtlich auch in schwierigen Zeiten die Treue hält.
Ein weiteres Problem des Films ist seine Überlänge von 150 Minuten, die dann auch noch eine Pause im Kino mit sich bringt. Für letzteres kann der Regisseur herzlich wenig, aber angesichts der dünnen Story hätte er auch problemlos in 130 Minuten fertig werden können. Sei es drum. „Superman Returns“ ist ein aufwändig produzierter Actionfilm, der einem Großteil seines Publikums (Altersfreigabe FSK 12) problemlos die Zeit vertreiben wird. Was Unterhaltungs- und Schauwerte betrifft ist also alles in bester Ordnung. Nur die Erwartungen nach mehr als eben jenen, die hebt man sich besser für andere Filme auf.
6/10