Hunter S. Thompson, unter anderem Autor von „Fear and Loathing in Las Vegas“, hat sich bekanntlich im Februar 2005 das Leben genommen. Eines der prominenteren Opfer der Bush-Regierung könnte man sagen. Sein Leben lang hat der Kerl gegen verbohrte und korrupte Politiker und Institutionen angeschrieben, heraus gekommen sind dabei zwar gute Bücher, das Wählerverhalten der USA zeigte sich jedoch weitestgehend unbeeindruckt. Im Kino hat Johnny Depp Thompsons alter ego Raoul Duke bekannt gemacht, mit seiner grandiosen Darstellung des ewig bedröhnten Gonzo-Journalisten auf der Suche nach seinem persönlichen amerikanischen Traum in Terry Gilliams Filmversion von „Fear and Loathing“.Seit einigen Jahren hält sich das Gerücht, dass Depp noch einmal in die Rolle des exzentrischen Schriftstellers schlüpfen wolle. Thompsons früher Roman „The Rum Diary“ soll verfilmt werden. Genau genommen ist der Protagonist gar nicht Thompson selber, allerdings ist viel Autobiographisches dabei, und ich bin mir sicher, dass auch diesmal der Zigarettenhalter wieder mit von der Partie sein wird. Zunächst hieß es, Depps ehemaliger Co-Star Benicio Del Toro wolle Regie führen, dann sollte es losgehen, aber nichts passierte. Inzwischen gibt die InternetMovieDataBase einen neuen Regisseur an, der Status aber bleibt weiterhin „pre-production“. Auch Nick Nolte und Josh Hartnett wurden bereits in Besetzungslisten aufgeführt, geblieben ist bis heute allerdings nur noch Depp. Letzter Stand: Nach dem Dreh von „Pirates 3“ geht es los…
Wer sich die Zeit bis zum (möglichen) Start dieses Films vertreiben möchte, dem sei gesagt, dass es noch einen weiteren, recht unbekannten Film gibt, der auf Schriften und Leben von Thompson beruht. „Where the Buffalo Roam“ stammt aus dem Jahre 1980, in der Hauptrolle ist ein sehr junger Bill Murray zu sehen. Die Handlung besteht aus verschiedenen Episoden, in den meisten ist auch „Dr. Gonzo“ wieder dabei, diesmal unter dem Namen Carl Lazlo, gespielt von Peter Boyle. Für Fans ist das alles genug, um einen Blick zu riskieren, wer jedoch auf wildes, abgefahrenes Kino a la „Fear and Loathing“ hofft, der wird enttäuscht sein.
Murray gibt sich Mühe, die eigentümlichen Gesten, die unkontrollierte Energie und das markante Genuschel Thompsons nachzuahmen, findet dabei aber nie wirklich in die Rolle hinein. Der Film hat keine richtige Handlung, und leider auch keinen Ersatz dafür. Zu wenige Gags zünden wirklich, gepaart mit der – im Vergleich zu Depp – bescheidenen Verkörperung des schrägen Vogels Thompson bleibt der Film weit unter seinen Möglichkeiten. Nur selten kommt der subversive, bisweilen anarchische Charme der Vorlage(n) zum Vorschein. Die meisten Szenen pendeln zwischen krudem Humor und überzogenen Hampeleien. Wer sich mit Thompsons Schriften nie beschäftigt hat, der wird sich häufiger fragen was um Himmels Willen das Ganze eigentlich soll. Das größte Problem, zumindest aus heutiger Sicht, ist aber schlichtweg die Tatsache, dass Terry Gilliam mit seiner kongenialen Verfilmung eines Thompson-Buches die Latte sehr hoch gelegt hat, und „Where the Buffalo Roam“ umso enttäuschender daherkommt. Zu bekommen ist er hierzulande bisher nur in wenigen Videotheken und als DVD-Import z. B. aus England.
6/10