Brick

Eine wirklich interessante Neo-Noir-Variante hat der junge US-Regisseur Rian Johnson mit „Brick“ abgeliefert. Seinen klassischen Noir-Plot um verschwundene Personen, geheimnisvolle Gangster und die Abgründe des Alltags lässt er nicht etwa in den nächtlichen Straßen einer Großstadt, sondern an einer Highschool spielen. Dabei übernimmt der Außenseiter Brendan die Rolle des Detektivs, der einfach nicht locker lassen will und dabei im Verlauf des Geschehens selbstverständlich alle Seiten gegeneinander ausspielt.

Die Story führt den schweigsamen Brendan auf die Spur eines ominösen lokalen Drogenhändlers namens „The Pin“. Der scheint etwas mit dem Verschwinden seiner Ex-Freundin Emily zu tun zu haben – was genau, das bleibt jedoch lange unklar. Irgendwie mit dem „Pin“ im Bunde ist die schöne Laura, die Brendan bei seinen Bemühungen unterstützen möchte. In bester Tradition ist die Welt von „Brick“ eine düstere, gedreht wurde meist an häßlichen Schauplätzen mitten in einer namenlosen Vorstadt-Betonwüste, wie es sie in den USA zu tausenden gibt. Unterricht scheint überhaupt nicht stattzufinden, Brendan zumindest treibt sich an seiner Schule nur auf Spurensuche herum. Verlassen kann er sich dabei auf den scheinbar allwissenden Nerd „The Brain“, der wichtige Informationen beisteuern kann.

„Brick“ ist ganz klar eine Stilübung, und darunter leidet natürlich die Glaubwürdigkeit der Story. Fast zwangsläufig wirken einige Szene aufgesetzt, immerhin mutet Johnson seinen Teenagern einige Dialoge zu, die man eher aus Humphrey Bogarts Mund gewöhnt ist. Ein Problem ist das aber nicht wirklich, vorausgesetzt, man mag die alten Vorbilder gerne und kann es genießen, sie in diesem neuen Kontext präsentiert zu bekommen.

Regisseur Johnson, auch fürs Drehbuch verantwortlich, hat ein feines Gespür für seine Geschichte. Obwohl sie zunehmend komplizierter wird, verliert er selten bis nie den erzählerischen Faden, und kann die zeitweise Abwesenheit größerer Logik geschickt verdecken. Mit einem Budget von nur einer halben Million Dollar waren Actionsequenzen und Effekte natürlich nicht drin. Doch zum Glück kann man unterhaltsame Krimigeschichten auch ohne explodierende Autos drehen. Für Fans des Genres ist „Brick“ sehr zu empfehlen, als gut gemachte Hommage an die Schwarze Serie. Wer dagegen ein psychologisch stimmiges Teenager-Drama erwartet wird sicherlich enttäuscht sein.

8/10

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