Großbritannien im Jahre 2027, die Welt ist endgültig aus den Fugen geraten. Die zivilisierte Welt ist im Chaos versunken, die Menschen geteilt in „legale“ Bürger und „illegale“ Flüchtlinge. Doch es kommt noch schlimmer: seit über 18 Jahren sind keine Kinder mehr auf die Welt gekommen, aus ungeklärten Gründen sind die Menschen unfruchtbar geworden. Durch dieses düstere Szenario wandelt der ehemalige politische Aktivist Theo Faron, gespielt von Clive Owen. Er scheint sich mit dem Ende der Menschheit abgefunden zu haben, den in England dauerpräsenten Terror von Rebellen nimmt er ebenso stoisch zur Kenntnis wie die Zeitungsberichte über den tragischen Tod von „Baby Diego“, dem jüngsten Erdbewohner. Lediglich im abgelegenen Haus seines alten Freundes Jasper (Michael Caine mit Hippie-Mähne) kann Theo dem schrecklichen Alltag für einige Zeit entkommen.Mit dem Alltag ist es bald vorbei. Seine Ex-Frau Julian (Julianne Moore), inzwischen Anführerin einer Gruppe von Regimegegnern, bittet Theo um einen heiklen Gefallen. Er soll Papiere besorgen, die einer unbekannten Frau eine Reise durch England ermöglichen. Ohne genau zu wissen, worauf er sich einlässt beginnt für Theo nun ein wilder Trip von London in Richtung eines ominösen Hospitalschiffes vor der Küste. Denn die „Illegale“ Kee ist hochschwanger, was die skrupellosen Behörden auf keine Fall erfahren dürfen.
Obwohl „Children of Men“ ganz sicher ein Science-Fiction-Film ist, wird die Handlung stärker durch den Road-Movie-Charakter geprägt. Ähnlich wie bei Spielbergs letztjährigem „Krieg der Welten“ reist hier eine kleine Gruppe von Menschen durch eine von Chaos, Anarchie und Terror geprägte Umwelt, immer auf der Suche nach Unterschlupf, immer in Angst vor zahlreichen Feinden von innen und außen, und immer in Bewegung. Regisseur Alfonso Cuaron („Y Tu Mama Tambien“, „Harry Potter 3“) gelingen dabei atemberaubende Actionsequenzen, die den Zuschauer in langen Einstellungen mitten in die Verfolgungsjagden und Schießereien hineinwerfen. Die bedrohliche Klangkulisse trägt dabei ebenso bei wie die meist der subjektiv arbeitende Kamera.
Das Bild von dieser nicht allzu fernen Zukunft ist geprägt von einer tristen und moströsen Architektur, sowie nur leicht abgewandelten Autos oder Zügen. Technologischer Fortschritt scheint ebenso auf der Strecke geblieben zu sein wie die Fortpflanzung der Menschheit. Über die konkreten Gründe, wie die Welt so werden konnte, erfährt man relativ wenig. Kurze Ausschnitte von Aufruhr und Gewalt in der ganzen Welt belgen nur Tatsachen liefern aber keine Erklärungen. Der Kampf der Rebellen richtet sich gegen das grausame Vorgehen der Polizei gegen die zahlreichen Flüchtlinge, die Regierung setzt offensichtlich (aber eher wirkungslos) auf Kontrolle und Unterdrückung.
Die Anleihen bei der Gegenwart sind zahlreich und nicht zu übersehen, dennoch wirkt „Children of Men“ nicht wie politisches Kino im klassischen Sinn. Es gibt keine charismatischen Rattenfänger, die das Volk tyrannisieren, nur eine große Masse namenloser Befehlsempfänger. Auch gibt sich der Film nicht (wie ein Trailer befürchten lies) hemmungslos dem pathetischen Aspekt der Erlösung durch Kees Baby hin, sondern führt seine Charaktere glaubwürdig durch sein apokalytisches Szenario. Sogar eine gesunde Portion Humor ist hier im Spiel, der für die wichtigen menschlichen Momente sorgt. Clive Owen ist eine gute Wahl für die Hauptrolle, die ihm eigene lakonische Art, verbunden mit großer Tatkraft kommen dem Film dabei besonders zugute.
Die Story von „Chlidren of Men“ lässt einigen Spielraum zur Interpretation, auch wenn das Ende recht eindeutig ausgefallen ist. Das Besondere des Films liegt dabei vor allem in der seltenen Mischung aus intensiver Action und einer intelligenten Story, die zum Nachdenken anregen soll. So müsste er ein Arthaus-Publikum ebenso zufriedenstellen wie ein eher actionorientiertes jüngeres Publikum. Oder aber beide Zielgruppen sparen sich den Gang ins Kino und warten auf die DVD. Das wäre für alle Beteiligten schade.
8/10